Mit der neuen S3-Leitlinie „Versorgung seltener, genetisch bedingter Erkrankungen der Zähne“ werden Zahnerkrankungen, die nicht oft in der Zahnarztpraxis auftauchen, stärker in den Fokus gerückt.
Nicht angelegte bleibende und zugespitzte Zähne, zu wenig Schweißdrüsen, fehlgebildete Nägel und eine dünne Behaarung – diese Symptome können auf eine Ektodermale Dysplasie (ED) hinweisen. Die ED ist ein Beispiel einer seltenen, genetisch bedingten Zahnerkrankung.
Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e. V. (DGMKG) begrüßt ausdrücklich, dass diese Zahnerkrankungen nun in einer neuen S3-Leitlinie besser berücksichtigt werden – denn der Leidensdruck von Betroffenen ist immens. Zudem befürwortet die DGMKG den darin empfohlenen interdisziplinären Behandlungsansatz, bei dem MKG-Chirurgen eine zentrale Rolle spielen sollten.
„Die Patientinnen und Patienten mit seltenen Zahnerkrankungen leiden oft nicht nur unter funktionellen Einschränkungen beim Kauen oder Sprechen, sondern auch unter ästhetischen und psychosozialen Belastungen“, sagt Prof. Dr. Dr. Sven Otto, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am LMU Klinikum München und AWMF-Delegierter der DGMKG. Er ergänzt: „Die neue Leitlinie hilft uns dabei, diesen Menschen strukturierte und individuelle Behandlungskonzepte auf höchstem fachlichem Niveau anzubieten.“
Interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig
Ein zentrales Element der Leitlinie ist der Fokus auf die interdisziplinäre Versorgung: Zahnärzte, Kieferorthopäden und MKG-Chirurgen müssen demnach eng zusammenarbeiten, um den komplexen Anforderungen der Behandlung von Patienten mit seltenen Zahnerkrankungen gerecht zu werden.
Frühzeitige Behandlung junger Patienten
Die Leitlinie fokussiert sich etwa auf die Ektodermale Dysplasie (ED), die Amelogenesis imperfecta und die Dentinogenesis imperfecta ebenso wie auf die Hereditäre hypophosphatämische Rachitis und die Hypophosphatasie, die die Zahn- und Knochenmineralisation beeinträchtigen. Auch wenn z. B. die ED als seltene Zahnerkrankung eingestuft ist, gibt es in Deutschland immerhin etwa 4000 bis 5000 Fälle.
Gerade bei Kindern und Jugendlichen mit genetisch bedingten Zahnfehlbildungen ist eine frühzeitige, strukturierte Behandlung essenziell – etwa, um das Kieferwachstum zu berücksichtigen oder frühzeitigen Zahnverlust auszugleichen. In der interdisziplinären Behandlung kommt MKG-Chirurgen häufig eine Brückenfunktion zwischen Medizin und Zahnmedizin und eine koordinierende Funktion in Sprechstunden für seltene Zahnerkrankungen zu.
Ziel: bessere Versorgung
Die DGMKG sieht in der neuen S3-Leitlinie einen wichtigen Schritt – hin zu mehr Versorgungsqualität, besserer Koordination zwischen Fachdisziplinen und mehr Sichtbarkeit für die besonderen Bedürfnisse betroffener Patienten.
Die S3-Leitlinie „Versorgung seltener, genetisch bedingter Erkrankungen der Zähne“ kann hier eingesehen werden:
register.awmf.org/de/leitlinien/detail/083–048
Quelle: DGMKG