Dass es im Rheinland genügend Zahnarztpraxen gibt, ist eine der Kernaufgaben der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein (KZV Nordrhein). Laut Koalitionsvertrag gebe es allerdings Pläne, sich in die Zulassungsverfahren einzumischen – was aus Sicht der Zahnärzteschaft nicht erforderlich ist, so die KZV Nordrhein in einer Pressemitteilung.
Auf der Vertreterversammlung der nordrheinischen Zahnärzteschaft Mitte Juni ist eines deutlich geworden: Dass etwa Bürokratieabbau und Prävention im Fokus des Koalitionsvertrages stehen, sei zu begrüßen. Die Kritik an und die Einflussnahme der Politik auf die Kernaufgaben der KZVen hingegen sieht die KZV Nordrhein kritisch.
Zulassungsbeschränkungen sind das falsche Medikament
Andreas Kruschwitz, Vorstandsvorsitzender der KZV Nordrhein, stellte klar: „Wir brauchen beim Thema Sicherstellung bislang keine Hilfe, wir brauchen jedenfalls keine Stöckchen, die man uns zwischen die Beine wirft.“ Gesundheitspolitische Folterinstrumente wie Zulassungsbeschränkungen sind für die Zahnärzteschaft das völlig falsche Medikament, so Kruschwitz. „Das führt nur zu unerwünschten Nebenwirkungen.“
Absage an Honorarabschläge und -aufschläge
Auch die Pläne der Bundesregierung, Honorarabschläge und -aufschläge je nach Versorgungsgrad zu verteilen, sei zu kurz gegriffen, denn Praxen auf dem Land seien häufig wirtschaftlich gut aufgestellt, da sie genug Patienten haben. Auch Mitversorgereffekte in den Städten sind in diesen Plänen nicht berücksichtigt.
Die KZVen können und müssen die Sicherstellung laut Kruschwitz selbst regeln. „Nichtsdestotrotz werden wir notwendige Forderungen an die Politik stellen. Denn wir könnten als Zahnärzteschaft auf dem Land nicht in Infrastruktur wie Kinos, Schwimmbäder und den ÖPNV investieren.“ Die KZV Nordrhein bringe sich dort ein, wo sie Fachexpertise habe, will aber von der Politik, dass diese sich mit ihrer Expertise einbringt. Aus diesem Grund plädiert die KZV Nordrhein gegenüber der Politik für eine Landzahnarztquote, den Ausbau von Studienplätzen an Hochschulen und ein Überdenken des Numerus Clausus als alleiniges Auswahlkriterium.
Trotz sich nach oben entwickelnder Mitgliederzahlen (selbstständig tätige Zahnärzte und Angestellte mit mehr als zehn Wochenstunden) sinke die Anzahl der Praxen seit 2013 stetig. Lothar Marquardt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, stellte die Frage „Wie kann das sein?“ Das Problem sei komplex, jedoch zeigten die Zahlen, dass immer mehr Frauen in die Zahnmedizin gehen, diese aber Anstellung und Teilzeitarbeit bevorzugen. „Das ist einer der Gründe, weshalb wir mehr Köpfe brauchen, um die gleiche Arbeit zu schaffen“, erklärte Marquardt.
Bürokratieabbau und sinnvolle Digitalisierung
Eine Abhilfe, um mehr Zeit für die Versorgung zu haben, könnte der von der Politik aufgegriffene Bürokratieabbau sein. Auch eine sinnvolle Digitalisierung soll die Praxen unterstützen. Dr. Thorsten Flägel, Vorstandsmitglied der KZV Nordrhein, führte aus, dass die ePA trotz Sicherheitsbedenken eingeführt wurde. Zum 70-jährigen Bestehen der KZV Nordrhein wünschte sich Dr. Susanne Schorr, Vorsitzende der VV, Vertrauen in die Fachkompetenz, denn die Selbstverwaltung funktioniere.