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Kompromisslos konsequent

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Fachartikel , Zahnmedizin

Prothetik & Ästhetik

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Dr. Michael-Kurt Prüfert ist Zahnarzt in Altenholz und setzt in seinem Arbeitsalltag auf wissenschaftlich abgesicherte Verfahren und Produkte, die ihm im Sinne seiner Patienten die größtmögliche Sicherheit bieten. Geht es um die Befestigung, verfolgt er ein klares Konzept: Alle Restaurationen – vollkeramisch sowie metallbasiert – werden im adhäsiven Verfahren im Mund befestigt. Warum er dem traditionellen Zementieren den Rücken gekehrt hat und welche Methoden er stattdessen bevorzugt, erläutert er im Interview.

Herr Dr. Prüfert: Welche Rolle spielt die adhäsive Befestigung in Ihrem Praxisalltag?
Ganz klar, die adhäsive Befestigung ist bei uns in der Praxis unverzichtbar. Wir sind mittlerweile so weit, dass wir jedwede indirekte Restauration adhäsiv im Mund befestigen und dies unabhängig vom Restaurationswerkstoff, egal ob vollkeramischer oder metallbasierter Zahnersatz. Für mich resultieren aus der adhäsiven Befestigung zwei wesentliche Vorteile. Einerseits basiert die traditionelle Zementierung auf einer rein mechanischen Retention, wohingegen das adhäsive Vorgehen – das Verkleben – der chemischen Haftung obliegt und somit nachweislich einen höheren Wirkungsgrad hat. Andererseits besteht bei klassischen Zementen die Gefahr, dass der speichellösliche Fügespalt ausgewaschen werden könnte. Hingegen kann ich mir beim Verkleben sicher sein, dass der Haftverbund langfristig stabil ist, sofern die Handhabung dem vorgegebenen Protokoll folgt. Die Studienlage bestätigt den hervorragenden, dauerhaften Halt der adhäsiven Befestigung und dies ist für mich das wesentliche Argument dafür, dieses sichere Verfahren anzuwenden.

Und wie schaffen Sie es, den Aufwand rund um die adhäsive Befestigung zu reduzieren?
In meinem Praxisalltag ist der Aufwand bei der adhäsiven Befestigung nicht höher als beim traditionellen Zementieren einer Restauration. Wichtig beim Verkleben sind die korrekten Voraussetzungen und das Teamwork am Stuhl. Wird im gut eingespielten Team dem Protokoll beziehungsweise den Herstellervorgaben gefolgt, ist das Vorgehen einfach und effizient. Bei uns weiß jede beziehungsweise jeder im Team, was zu tun ist. Das Prozedere ist abgestimmt, sodass sich zeitlich kein Mehraufwand durch das adhäsive Verkleben ergibt. Es gibt für mich also keinen Grund, Restaurationen zu zementieren.

Aber was ist mit dem Aufwand im Vorfeld, beispielsweise die Trockenlegung und die Vorbehandlung der Zahnoberfläche?
Natürlich bedarf das Verkleben einiger wichtiger Voraussetzungen, die beim Zementieren nicht ganz so relevant sind. Doch hier gibt es Tipps und Kniffe, die Arbeit zu erleichtern, ohne das Ergebnis zu beeinträchtigen. Ein Beispiel: Das Trockenlegen als wichtige Voraussetzung für die adhäsive Befestigung kann unter anderem bei tiefliegenden approximalen Präparationen nicht immer gut erfüllt werden. Um in diesen Situationen ideale Bedingungen für die Befestigung zu schaffen, kann im Rahmen der Präparation eine Box-Elevation erfolgen. Hierbei wird der Kasten mit einem Inkrement aus Füllungskomposit nach koronal angehoben. Dies macht es später bei der Befestigung deutlich einfacher, eine sichere Trockenlegung zu erzielen. Oder ein anderes Beispiel: Bei Kronen, die subgingival präpariert sind, verwenden wir ein selbstadhäsives Befestigungskomposit. Dieses Material ist toleranter gegenüber Unwägbarkeiten als ein konventionelles Befestigungskomposit. Aber Achtung: Das bedeutet nicht, dass der Zahn mit Speichel und/oder Blut getränkt sein kann.

Wann nutzen Sie die konventionelle adhäsive Befestigung und wann greifen Sie auf selbstadhäsive Materialien zurück?
Auf das selbstadhäsive Befestigungskomposit – wir verwenden Panavia SA Cement Universal von Kuraray Noritake – greife ich zurück, wenn ich mir einer 100%igen Trockenlegung nicht sicher bin. Bei allen Restaurationsarten, bei denen der adhäsive Halt beziehungsweise die hohe Klebekraft unverzichtbar ist, zum Beispiel Veneers, Table Tops oder Klebebrücken, nutze ich die adhäsive Befestigung mit Panavia V5. Hier ist die adhäsive Haftkraft stärker. ­Es ist also ein Abwägen der Gegebenheiten. Panavia SA Cement Universal ist etwas einfacher in der Handhabung, während Panavia V5 durch die Vorbehandlung der Zahnoberflächen etwas mehr Aufwand benötigt; dafür ist die Haftkraft äußerst hoch.

Stellt sich die Frage, warum traditionelle Zemente überhaupt noch verwendet werden?
Das frage ich mich auch. Im Vergleich zum traditionellen Zementieren ist bereits das selbstadhäsive Vorgehen aus meiner Sicht weitaus besser, ohne dass der Aufwand nennenswert höher ist. Grundsätzlich ist die adhäsive Befestigung bei korrekter Handhabung sicherer, vorhersagbarer und besser als das Zementieren einer Restauration. Allerdings ist das Vorgehen techniksensitiv und erfordert das konsequente Einhalten des Protokolls. Doch im eingespielten Team und mit guten Produkten erfolgt das Verkleben problemlos, effizient und einfach.

Welche Gerüstwerkstoffe bevorzugen Sie für festsitzende Restaurationen?
Wir arbeiten gern mit Zirkonoxid, speziell mit Katana Zirconia von Kuraray Noritake, da es vom ästhetischen Erscheinungsbild sehr ansprechend ist. Aber auch auf Lithiumdisilikat greifen wir zurück. Bei weitspannigen Brücken bin ich noch vorsichtig, was Vollkeramik anbelangt. Hier setze ich in der Regel auf das klassische Gerüst aus einer Metalllegierung, welches keramisch verblendet wird. Doch unabhängig davon – die Befestigung erfolgt im adhäsiven Vorgehen. Wir agieren immer nach dem Motto, Arbeitsabläufe in der Praxis zu minimieren. Und da wir nur adhäsiv befestigen, haben wir nur einen Arbeitsablauf, der jedem im Team geläufig sein muss. Die Einfachheit resultiert aus der Macht der Gewohnheit!

Dr. Michael-Kurt Prüfert ist zertifizierter Endodontologe und Hypnosezahnarzt. Er ist seit 2005 niedergelassen und seit 2010 mit zwei Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis in Altenholz-Stift tätig. Als ausgebildeter Businesscoach berät er Zahnärzte in Erfolgs-Konsilen und erarbeitet dort individuelle Lösungen für Zahnarztpraxen.

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