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Nach Amalgam-Aus: Dieses Update war notwendig

Nach Amalgam-Aus: Dieses Update war notwendig

Fachartikel , Zahnmedizin

Prävention & Zahnerhalt

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„Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient: Bei Ihnen wurde mindestens ein Defekt (Loch) in einem Zahn im Kaubereich festgestellt. Ohne Therapie können Schmerzen und möglicherweise auch Zahnverlust die Folge sein. Für Ihre Entscheidungsfindung zu den Therapiemöglichkeiten einer Zahnfüllung dient diese Übersicht.“

Neue Standards in der Kommunikation

Ob Tumor- oder Kariestherapie: Die Arzt-Patienten-Kommunikation folgt heute neuen Standards, so Prof. Dr. Michael J. Noack. Der Arzt bestimmt nicht mehr, sondern informiert über die möglichen Therapieoptionen, um zu einer gemeinsam getroffenen Entscheidung zu kommen. 

In der Vergangenheit hätten Zahnärzte beim Thema Seitenzahnfüllungen leichtes Spiel gehabt, denn beim Füllungsmaterial Amalgam standen immer die Material-Farbe (Silber) und der Inhaltsstoff (Quecksilber) im Zentrum der Diskussion. Auch Noack hatte 2013 mit einem Wissenschaftler-Team ein Beratungskonzept entwickelt, das nach diesem Muster funktionierte (Kupke J et al.: Eur J Dent Educ 17 (2013) 19–25). Icons, Farben und Symbole dienten dem Patienten zur Veranschaulichung der Materialunterschiede.

Mit dem Amalgam-Aus und den neuen Bema-Positionen 13 a−d mahnte Noack eine dringend notwendige Aktualisierung der existierenden Patientenberatungsunterlagen an (siehe Interview in dzw 03/2025)

Entscheidungsfindung unterstützen

In der aktualisierten Faktenbox steht aber nicht die Darstellung eines ästhetischen Ergebnisses im Vordergrund. Noack nutzt die zentralen Begriffe seiner 4-Felder-Matrix. Es geht tatsächlich um eine Typfrage: Will ich eine medizinisch wirtschaftliche Grundversorgung oder eine anspruchsvolle Rekonstruktion?

Um diese Entscheidung treffen zu können, werden die Parameter Kosten, Ästhetik, Zeitaufwand und Langlebigkeit mit Icons, Farben und Symbolen nachvollziehbar präsentiert. Bei der medizinisch wirtschaftlichen Grundversorgung erfährt der Patient, dass die diagnostizierte Defektgröße nichts an seine Grundentscheidung ändert, für das Praxisteam aber einen Unterschied bei der Materialauswahl zur Folge hat. 

In Abhängigkeit von der erwünschten Langlebigkeit der Füllung kann der Patient zwischen einer Zementfüllung oder einer schnell zu verarbeitenden Bulk-Kompositfüllung wählen, was je nach Praxiskonzept eine moderate Zuzahlung zur Folge haben kann. Im Gegenzug steigt für eine gegebenenfalls geforderte moderate Zuzahlung die wissenschaftlich untermauerte Lebensdauer der Füllung nach zehn Jahren auf immerhin mehr als 80 Prozent.

Auch wenn die Spalte „Charakteristik der Behandlungsmethode“ für viele Patienten wahrscheinlich nach Fachchinesisch klingt, ist es laut Noack aus wissenschaftlicher Sicht notwendig, immer auch das „Medikament“ und seinen Wirkstoff − oder hier die Füllungsmaterialien − zu nennen. 

Neben der wissenschaftlichen Theorie laufe ein pragmatischer Umsetzungstest, in Testpraxen sei die neue Faktenbox bereits in der klinischen Erprobung, so Noack. Das Feedback werde nach Abschluss der Testphase ausgewertet. Es zeichne sich ab, dass mit der Faktenbox die Patientenzufriedenheit gesteigert wird.

Fragen Sie doch bei Ihrem IDS-Besuch die Hersteller, welche Materialien sie für die unterschiedlichen Optionen der Faktenbox für geeignet halten.

Titelbild: privat

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