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Osteomyelitis des Kieferknochens: Problem der Chronifizierung

Osteomyelitis des Kieferknochens: Problem der Chronifizierung

Fachartikel , Zahnmedizin

Prävention & Zahnerhalt

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5 MIN

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erschienen in DZW

Osteomyelitis des Kieferknochens: DDr. Christa Eder über mikrobiell verursachte Entzündungen des Knochenmarks (2)

Osteomyelitis ist eine durch Bakterien, seltener auch durch Viren oder Pilze hervorgerufene Erkrankung des Knochenmarks und des Knochengewebes. Sie tritt am Kieferknochen vorwiegend als Folge odontogener Infektionen, aber auch nach Traumata, iatrogener Einbringung von Keimen oder durch hämatogene Verschleppung von Erregern auf.

Wie bereits in Teil 1 „Odontogene ­Infektionen sind Hauptursache für Osteomyelitis des Kieferknochens“ diskutiert, kann die Knochenmarkseiterung akut oder subakut mit entsprechender Symptomatik verlaufen. Die körpereigene Immunabwehr versucht über den Einstrom segmentkerniger Granulozyten den Infektionsherd zu isolieren. Es kommt zur Sekretion von lytischen Enzymen, welche in entsprechend hoher Konzentration nicht nur die Erreger, sondern auch das Knochengewebe selbst angreifen und die lokale Blutversorgung reduzieren. Dadurch sterben Teile des Knochens ab, flottieren als Sequester frei in der Abszesshöhle und werden durch sklerosiertes Gewebe vom gesunden Knochen abgegrenzt.

Chronische Osteomyelitis

Bei Verschleppung einer akuten Infektion oder unzureichender Therapie kann die Osteomyelitis in eine chronische Phase übergehen. Diese zeigt meist abgeschwächte, aber ähnliche Symptome wie die akute Form. In einigen Fällen chronifiziert die Osteomyelitis bereits in der Initialphase und verläuft dann primär eher symptomarm. Die Erreger besiedeln sequestrierte Knochenfragmente und bilden dort Biofilme, in welchen sie vor Angriffen des Immunsystems und vor Antibiotika, zumindest in üblicher Dosierung, weitgehend geschützt sind.

Mandibula bevorzugt

Einige Spezies können sogar in die Knochenzellen eindringen und intrazellulär persistieren. Ähnlich wie die akute Osteomye­litis tritt die chronische Form bevorzugt in der Mandibula auf, da hier die Knochenstruktur kompakter und die Gefäßversorgung schlechter ist. Die Infektion kann den Nervus alveolaris schädigen und eine Anästhesie im Ausbreitungsgebiet verursachen (Vincent-Syndrom). Häufig entstehen intra- und extraorale Fisteln, über welche sich putrides Exsudat nach außen entleert. 

Eine Periostitis mit Sequestrierung in die inflammierte Mukosa des Alveolarkamms und des Vestibulums zählt ebenso wie Spontanfrakturen des Kieferknochens zu den gefürchteten Komplikationen der Erkrankung. Die chronische Infektion besteht oft über mehrere Jahre, da der Unterkieferknochen eine hohe Regenerationsfähigkeit aufweist. Die deutlich seltenere chronische Oberkieferosteomyelitis ist meist auf den Alveolarfortsatz begrenzt. In diesem Bereich ist allerdings die Regenerationsfähigkeit des Knochens geringer als in der Mandibula, und es besteht Gefahr einer Ausbreitung in die Kieferhöhle. In solchen Fällen wird eine Revision unter Anlage eines Nasenfensters notwendig.

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