Unsere natürlichen Zähne verändern sich fortwährend im Laufe des Lebens. Sie sind Zeichen der vergehenden Zeit und Spiegel unserer Gewohnheiten. Über die Jahrzehnte wirken Abrasionen, Kaubewegungen auf den natürlichen Zahnbestand. Schmelzrisse und Abrundungen bilden sich, manchmal auch Zahnfleischentzündungen und -rückgänge.
Nachdem Alexander Lichtmannegger in der letzten Ausgabe sein Kunstprojekt im Interview vorgestellt hat, erklärt er euch nun genau, wie er das junge und alte Gebiss ästhetisch gestaltet hat.
Ich machte einen gedanklichen Zeitsprung und stellte mir vor, wie die Brücke eines jungen Menschen 30 bis 40 Jahre später aussehen könnte. Diesen gedanklichen Zeitsprung wollte ich zahntechnisch umsetzen. Die Idee entstand während meines Pflichtwehrdiensts im österreichischen Bundesheer. Um nicht aus der Übung zu kommen, setzte ich mich nach Dienstschluss an das CAD/CAM-System der Firma Zirkonzahn und kreierte mein eigenes kleines Kunstprojekt. Ich dachte mir, so finde ich einen Weg, mein bisher gesammeltes Können praktisch zu nutzen und zu sehen, was dabei herauskommen kann. Unter dem Motto: Probiere dich an etwas Großem, die Fehler, die du machen wirst, vergisst du nie mehr.
Meine konkreten Vorhaben:
- Unterbrechen der Inzisalkante im ungesinterten Zustand, um bei der späteren Verblendung transluzentere Bereiche zu schaffen
- Einarbeiten unterschiedlich tiefer Schmelzrisse
- Gestaltung natürlicher Abrasionen mit gleichzeitigem Schutz vestibulärer Verblendungen im inzisalen Bereich
- Lebensechte Darstellung freistehender Zahnhälse in Kombination mit Zirkonoxid und Verblendkeramik
- Mich gestalterisch austoben und mein Zahntechnikerherz höher schlagen lassen
- Erfahrungen für den zahntechnischen Alltag sammeln
Die virtuelle Modellation mit Zirkonzahn.Modellier
Bei der virtuellen Modellation mit der Software Zirkonzahn.Modellier begann ich mit dem jungen Gebiss, um dieses dann im zweiten Schritt zahntechnisch verwittern zu lassen.
Manuelle Ausarbeitung nach dem Fräsen:
Tipp:
Vorbereitung ist alles: Alles, was man vor dem Dichtsintern einarbeitet, verursacht nach dem Sintern weniger Arbeit, und das Endergebnis wird weitaus natürlicher!
Die noch nicht gesinterten Zirkonoxidstrukturen wurden mit diversen Diamantschleifern bearbeitet. Die Zahnformen habe ich aus dem Brückenverbund weiter herausgearbeitet und mittels einer detaillierten Separation zusätzlich betont. Die bereits digital reduzierten Zirkonoxidgerüste arbeitete ich manuell etwas nach, um bei der späteren Verblendung unterschiedliche Keramikschichtstärken zu gewährleisten. Dies bringt bei Cut-back-Versorgungen zusätzliches Leben in die Verblendung. Vor dem Bemalen wurden die Strukturen bei niedriger Drehzahl mit einem etwas älteren, abgenutzten Diamantschleifer abgezogen.
Tipp:
Ob der richtige abgenutzte Schleifer verwendet wurde, erkennt man daran, dass bei der Zirkonoxidbearbeitung eine seidig-glänzende Oberfläche entsteht. Dies ermöglicht eine optimale und kontrollierte Farbaufnahme der Colour Liquids im Zirkonoxid. Positiver Nebeneffekt: Die Zirkonoxidversorgung muss nach dem Sintern nicht abgestrahlt werden.
Das junge Gebiss wurde im inzisalen Bereich unregelmäßig reduziert (Abb. 20). Die Inzisalkante wurde somit gebrochen (Abb. 21). Ziel dieser Maßnahme ist es, mit der späteren Verblendung transluzentere Bereiche zu schaffen, durch die das Licht besser diffundieren kann (Abb. 22)!
Tipp:
Die ursprüngliche Länge der Zirkonoxidstruktur darf nicht verändert werden, um nicht die Kontrolle über die zuvor ermittelte Zahnlänge zu verlieren!
Das alte Gebiss wurde im mittleren Bereich der Inzisalkante leicht gekürzt und reduziert.
Tipp:
Die mesiale und die distale Kante müssen ausreichende Stabilität besitzen, um die spätere Verblendung optimal schützen zu können!
Im oberen palatinalen Drittel der Frontzähne wurde mit einem Stufenkantbohrer eine scharfkantige Vertiefung in das Zirkonoxid eingearbeitet. Die scharfen Kanten und Abbrüche, die in diesem Bereich aufgrund der Bearbeitungsmethode entstehen, sind wichtig für den späteren Abrasionsverlauf (Abb. 23?+?Abb. 24).
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