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Interview: Interdisziplinäre Leitlinie für KfO und Funktion

Interview: Interdisziplinäre Leitlinie für KfO und Funktion

Fachartikel , Zahnmedizin

KFO & Aligner

mg° dental

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8 MIN

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erschienen in DZW

Oralmedizin kompakt: Dr. Jan H. Koch befragte Prof. Dr. Christopher J. Lux
und PD Dr. Dr. ­Christian Kirschneck zur S3-Leitlinie „Ideale Behandlungszeitpunkte ­kieferorthopädischer Anomalien“.

Für schnelle Leser

  • Die S3-Leitlinie zum optimalen Behandlungszeitpunkt ist die erste deutsche Leitlinie in der Kieferorthopädie.
  • Sie ist sowohl evidenz- als auch konsensbasiert, wurde also von zahlreichen Beteiligten einschließlich Patientenorganisationen gebilligt.
  • Die Auswahl der Studien erfolgte auf der Basis international anerkannter Regelwerke.
  • Die Statements der Leitlinie zeigen einen Nutzen kiefer­orthopädischer Maßnahmen unter anderem in Bezug auf Funktion, Atmung, Ästhetik und mund­bezogene Lebensqualität.
  • Indizierte Frühbehandlungen haben im Vergleich zu später einsetzenden Behandlungen einen dokumentierten Nutzen.
  • Nicht durchgeführte Früh­behandlungen können in der Folge befund­abhängig die Morbidität und Erkrankungsschwere erhöhen.

An der ersten deutschen Leitlinie im Bereich Kieferorthopädie waren neben zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Verbänden auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen und -initiativen (BGAP) beteiligt. Dr. Jan H. Koch befragte die beiden Koordinatoren der S3-Leitlinie, Prof. Dr. Christopher J. Lux (Universität Heidelberg) und PD Dr. Dr. Christian Kirschneck (Universität Regensburg) zur Bedeutung des erstmals im Dezember 2021 vorgestellten Dokuments.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Leitlinie und wie steht es um das Evidenzniveau und die entsprechende Relevanz der Empfehlungen?

Prof. Dr. Christopher J. Lux: Als S3-Leitlinie beruht sie einerseits auf einer systematischen Erfassung der aktuell verfügbaren Studien, ist also evidenzbasiert. Hinzu kommt, dass jedes Statement und jede Emp­fehlung von vielen Fachgesellschaften und Organisationen bestätigt und sie damit einen breit aufgestellten Konsentierungsprozess durchlaufen mussten (kon­sensus­basiert). Zu Recht gilt daher eine S3-Leitlinie grundsätzlich als am besten geeignet, wissenschaftlich verfügbares Wissen über Nutzen und Schaden von diagnostischen und therapeutischen Interventionen in Handlungsempfehlungen zu übersetzen. Diese Leit­-li­nien sind ein integraler Bestandteil der klinischen Medizin und damit auch der klinischen Kieferorthopädie. Sie zeigen aber nur Hand­lungskorridore auf und gefährden nicht die individuelle Entscheidungsfindung.

Statement 7:

Klasse II – Frühbehandlung – skelettale, dentoalveoläre und ästhetische Verbesserungen

Eine kieferorthopädische Frühbehandlung im Milch- beziehungsweise frühen Wechselgebiss führt – je nach beabsichtigter Therapie – bei einer Klasse-II-Anomalie im Vergleich zu einer nicht durchgeführten kieferorthopädischen Behandlung zu:

  1. einer Verbesserung im Hinblick auf die skelettale Lagebeziehung von Oberkiefer und Unterkiefer (LoE 1++, 1+, 2++, 2+),
  2. zu dentoalveolären Verbesserungen bezüglich der Zahnstellung, Zahnbogenform beziehungsweise der kaufunktionellen Okklusion (LoE 1++, 1+, 2++, 2+),
  3. zu Verbesserungen der dentofazialen Ästhetik beziehungsweise des Weichteilprofils (LoE 2++, 2+),
  4. zu Verbesserungen des nasopharyngealen und oropharyngealen Luftraums (LoE 2+).

Abstimmung: 18/1/0 (ja, nein, Enthaltung)
Literatur: siehe Leitliniendokument
Evidenzgrad: 1++

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