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Dentinhypersensibilität – Kommunikation ist das A und O

Dentinhypersensibilität – Kommunikation ist das A und O

Management , Praxisteam

Kommunikation

mg° dental

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Damit Behandler:innen ihren Patient:innen rundum helfen können, ist eine effiziente Kommunikation schon bei der Differentialdiagnose und der Ursachenforschung wichtig. So ist zwar ein Drittel der Europäer:innen zwischen 18 und 35 Jahren von Dentinhypersensibilität (DHS) betroffen1, doch Patient:innen scheinen ihre DHS in der Zahnarztpraxis nicht immer zu erwähnen2. Und auch umgekehrt fragen weniger als die Hälfte (39 %) der Zahnmediziner:innen proaktiv danach. Dabei geben 9 von 10 Zahnmediziner:innen an, dass ihnen das Erkennen einer DHS bei ihren Patient:innen persönlich wichtig ist3. Die Einschätzung von Patient:innen zur Qualität der zahnmedizinischen Versorgung sowie die Bereitschaft, diese in Anspruch zu nehmen, hängt davon ab, wie sie die Zahnärzt:innen als Betreuende wahrnehmen. Patient:innen sind zufriedener mit Zahnärzt:innen, die offen über die Optionen einer Behandlung aufklären und über gute kommunikative Fähigkeiten verfügen4. Eine DHS kann die persönliche Lebensqualität der Betroffenen wesentlich beeinträchtigen. Prof. Dr. Johan Wölber vom Universitätsklinikum Freiburg ist Parodontologe, Ernährungsmediziner und Experte zu Patientenkommunikation in der Zahnmedizin. Im nachfolgenden Interview berichtet er über die Relevanz von offenen und vertrauensvollen Gesprächen in der Kommunikation mit DHS-Patient:innen. Herr Professor Wölber, wie läuft bei Ihnen ein typisches Erstgespräch zu DHS ab? Prof. Wölber: Oft existiert eine Diskrepanz zwischen empfundener und berichteter DHS. Denn auch bei einer Routineuntersuchung sind viele Menschen sehr angespannt. In dieser Anspannung vergessen Patient:innen vieles, auch ihre DHS. Das heißt Vertrauen und Entspannung sind ganz wesentliche Kennzeichen eines guten Gesprächs. Einen Einstieg in ein offenes Gespräch schaffe ich über die Thematisierung von Beschwerden und dem möglichen Zusammenhang zum Patientenverhalten. Denn ist das Problem erst einmal auf dem Tisch, kann es weitergehen. Indem ich sehr gut zuhöre, geeignete offene Fragen stelle und Patientenaussagen reflektiere, gewinne ich das Vertrauen meiner Patient:innen. Elemente des Motivational Interviewing können auch in der zahnärztlichen Praxis eingesetzt werden, um Anstöße für ein geändertes Verhalten zu geben. Ein Beispiel: „Wäre das in Ordnung, wenn wir das Thema Zahnpflege am Ende einmal kurz besprechen?“ Eine solche Frage wird Ihnen kaum jemand verneinen. Die Frage „Wie betreiben Sie momentan Mundhygiene?“ oder „Wie sieht es beim Essen oder Trinken aus – erleben Sie irgendwelche Einschränkungen?“ erlaubt Ihnen, sich gemeinsam mit dem/der Patient:in dem Thema zu nähern. Wie führt man ein offenes, aber zielgerichtetes Gespräch unter Zeitdruck in der niedergelassenen Praxis? Prof. Wölber: Als Behandler:in in der niedergelassenen Praxis müssen wir das kurzfristige Kosten-Einkommens-Verhältnis und die Patientenzufriedenheit unter einen Hut bringen. Hier kann geschulte Kommunikation helfen, keine Zeit mit ungelungener Kommunikation zu verschwenden, die in ihren Auswirkungen noch mehr Zeit kostet. Gelungene Kommunikation ist effiziente Kommunikation. Darin würde ich das ganze Team von Empfang bis zur Behandlung immer wieder schulen. Denn gerade in der Bewertung kommt es auf Faktoren wie die Kommunikation des Behandlungsteams an. Wenn ich also die schönste Füllung kreiere, dabei aber schlecht kommuniziere, wird der/die Patient:in auch subjektiv die Füllung schlecht oder schlechter bewerten. Gerade bei DHS ist die adäquate häusliche Zahnpflege sehr wichtig. Wie können dabei aus Ihrer Sicht spezifische Empfehlungen, etwa zur Anwendung einer therapeutischen Zahnpasta helfen? Prof. Wölber: Die Therapie einer DHS erfolgt sehr individuell – sowohl die Eingrenzung von Ursachen und Risiken für eine Verschlechterung als auch die Linderung von Symptomen sind wichtig. Patient:innen freuen sich, wenn Behandler:innen konkrete Empfehlungen geben. Eine unterstützende Zahnpasta etwa kann in vielen Fällen helfen. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass eine solche Empfehlung auch durch Evidenz gestützt ist – Empfehlung also nur von Produkten, die nachgewiesen funktionieren. Fazit Dentinhypersensibilität muss nicht sein – sprechen Sie mit Ihren Patient:innen! Die Beschwerden bei DHS können gelindert werden und das oft schon mit einfachen Mitteln. Beispielsweise durch die unterstützende Anwendung geeigneter Mundpflegeprodukte, wie einer medizinischen Zahnpasta: Zum Beispiel Sensodyne DIRECT mit 0,454 % Zinnfluorid, die bei zweimal täglicher Anwendung eine Schutzschicht auf empfindlichen Zahnbereichen bildet. Für eine sofortige Linderung der Schmerzempfindlichkeit kann eine kleine Menge Zahnpasta mit der Fingerspitze direkt auf den freiliegenden Hals des empfindlichen Zahns aufgetragen und je 1 Minute einmassiert werden. Der schnelle Effekt wurde in klinischen Studien an betroffenen Patient:innen bestätigt5. Prof. Dr. Johan Wölber 1 West NX et al. Prevalence of dentine hypersensitivity and study of associated factors: A European population-based cross-sectional study. J Dent 2013; 41: 841–851 2 Canadian Advisory Board on Dentine Hypersensitivity, Consensus-based recommendations for the diagnosis and management of dentine hypersensitivity. J Can Dent Assoc 2003; 69: 221–228 3 SermoFIT. Umfrage zur Patienten-Interaktion bei 172 Zahnärzten aus China, Deutschland, Indien, Türkei, Großbritannien und den USA. 8.6.2020. 4 Sbaraini A, et al. Experiences of dental care: what do patients value? BMC Health Services Research, 2012; 12:177 5 Creeth J et al. Three randomized studies of dentine hypersensitivity reduction after short-term SnF2 toothpaste use. J Clin Periodontol 2019; 46: 1105–1115

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