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Individuelle Prophylaxe funktioniert nur im Team

Individuelle Prophylaxe funktioniert nur im Team

Fachartikel , Praxisteam

Prophylaxe & Dentalhygiene

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Die Corona-Pandemie macht vielen Kongressen aktuell einen Strich durch die Rechnung. Bei der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) hat man sich für eine Hybrid-Lösung entschieden, um die DG PARO Jahrestagung 2020 nicht absagen zu müssen. Noch immer sind viele der praktischen Tipps für die „Individuelle Betreuung in allen Lebenslagen“ (so das Kongressmotto) als Webinar abrufbar.

Die Themen der DG PARO Jahrestagung 2020 waren wirklich abwechslungsreich. Der Teamtag beispielsweise beschäftigte sich mit Fällen, die regelmäßig im Praxisalltag auftauchen können: die schwangere Patientin, Patienten mit einer onkologischen Erkrankung, Eltern, die Angst vor einer Parodontitis bei ihren Kindern haben oder auch Patienten im Pflegeheim. Für all diese Patienten gilt es, eine individuelle Prophylaxe-Betreuung oder eine Parodontitis-Behandlung anzubieten.

Prophylaxe muss selbstverständlich sein

Das funktioniere allerdings nur im Team, betonte Prof. Dr. Johannes Einwag, Leiter des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart und einer der Pioniere der DH-Fortbildung in Deutschland. Zu diesem Team gehören für ihn die Patienten, die Zahnärzte sowie die Praxismitarbeiterinnen. Dann funktioniert auch „Kariesprävention unter ungünstigen Voraussetzungen“, so der Titel von Einwags Vortrag. Prophylaxe kann in allen Altersgruppen erfolgreich sein – Voraussetzung ist die schonende Entfernung des Biofilms, bevor er pathogen wird. Notwendig ist zudem die Unterstützung der häuslichen Mundhygiene durch die individuell passenden Mittel für ein Biofilmmanagement – immer ergänzt durch die PZR. „Prophylaxe muss für die Patienten so selbstverständlich sein, dass diese gar nicht hinterfragt wird“, sagt Einwag.

Komplikationen bei Schwangeren

Eine Besonderheit in der Prävention sind schwangere Patientinnen. Dr. Inga Harks erläuterte noch einmal die Empfehlungen für diese Patientengruppe durch die Europäische Fachgesellschaft für Parodontologie. Frauen im gebärfähigen Alter sollten über den Stellenwert parodontaler Gesundheit für die Schwangerschaft aufgeklärt werden und im Idealfall bereits beim Kinderwunsch parodontal therapiert werden. Wobei Harks auch betonte, dass die Patienten, die regelmäßig in der Praxis auftauchen, entweder bereits informiert sind oder bestenfalls über eine gute parodontale Gesundheit verfügen. Einzige Option an die Patientinnen ran zu kommen, die selten in die Zahnarztpraxis kommen, sei die Hilfe der Gynäkologen. Bei schwangeren Patientinnen müsse die Schwangerschaftswoche erfragt und dokumentiert werden. Des Weiteren sollte in der Anamnese der Fokus auf speziellen Erkrankungen oder vorherigen Schwangerschaften liegen und umfassende orale/parodontale Untersuchungen durchgeführt werden. Wichtig: über den Zusammenhang von Parodontitis und Schwangerschaftskomplikationen aufklären.

Nebenwirkungen vorbeugen

Behandlungen sollten bei Schwangeren ab der 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden, Schmerztherapie jederzeit. Mittlerweile seien auch Anästhesie, Röntgenbilder, Analgetika und Antibiotika bei schwangeren Patientinnen möglich. „Invasive Maßnahmen führen wir aber erst nach der Entbindung durch“, so Harks.

Die Teilnehmer tragen Masken bei der Verleihung der DG PARO/Meridol-Forschungsförderung.

Die zahnmedizinische Betreuung von Patienten in onkologischer Therapie erklärte Dr. Dr. Maximilian Krüger. Strahlentherapie im Kopf/Hals-Bereich oder die Chemotherapie seien unabdingbar in der Behandlung der Krebserkrankung. Wichtig sei es dann, Nebenwirkungen vorzubeugen, etwa einer Mukositis, Karies oder Kiefernekrose. Primärziel sei laut Krüger die Vorsorge. Dazu gehöre zum einen die prätherapeutische Mundhöhlensanierung. Tipps für das Bekämpfen der Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit und Karies sind: das Lutschen von Eiswürfeln, Verwendung einer Mundspüllösung, fluoridhaltige Zahnpasta, Verzicht auf scharfe Speisen sowie eine ausreichende Fluoridierung.

„Schnorchel“ für tiefere Taschen beim Pulverstrahl

Auch außerhalb des Teamtags gab es spannende Infos auf der DG PARO Jahrestagung 2020. Prof. Dr. Christof Dörfer zeigte, dass die effiziente häusliche Zahnpflege zwar kein Garant für parodontale Gesundheit sei. Es sei aber die Maßnahme, die am wahrscheinlichsten parodontale Gesundheit erhalte. Auch bei fehlender Mundhygiene könne eine parodontale Gesundheit vorhanden sein. „Aber solche Daten wurden bei Patienten ohne Parodontitis erhoben.“ Wichtig sind für Dörfer auch andere präventive Maßnahmen wie die gesellschaftliche Ächtung des Rauchens und die Früherkennung des Diabetes mellitus. PD Dr. Peter Petersilka betrachtete Möglichkeiten und Grenzen der professionellen mechanischen Plaqueentfernung mit Pulverstrahlgeräten. Generell sieht er mehrere geeignete Pulver für die Behandlung, Petersilkas Favoriten aufgrund der Literaturlage sind Glycin und Erythritol. Die Auswahl der Pulver werde wohl stetig steigen. Mit einem konventionellen Düsenkopf könne man relativ sicher bis 5 mm Taschensondierungstiefe Biofilm entfernen. „Wollen Sie tiefer rein, brauchen Sie einen ,Schnorchel‘“. Wobei Petersilka bei tieferen Taschen auch die Optionen der Kürette oder eines Schall-/Ultraschallgerätes gleich wirksam sieht.

Gracey-Küretten sind trotzdem noch nicht out

Die Biofilmreduktion mit Pulverstrahl ist gleichwertig wie die konventionelle Technik. Es gibt keine Schäden an Hartgewebe, Parodont oder bei Füllungen. Die Zeitersparnis am Stuhl, die durch die Anwendung von Pulverstrahlgeräten möglich ist, kann laut Petersilka im back-office durch die Beschäftigung mit Aufbereitung und Wartung der Geräte wieder zunichte gemacht werden. Belegt ist hingegen ein hoher Komfort für Behandler und Patient. Grenzen der Pulverstrahlmethode sieht Petersilka vor allem auf der technischen Seite, weil Pulverstrahl ein kosten- und wartungsintensives Behandlungsverfahren sei. „Deshalb sind Gracey-Küretten bei mir in der Praxis längst nicht out.“ Die Emphysemgefahr bei korrekter Anwendung sei relativ gering. Nachdenken müsse man – gerade in der aktuellen Corona-Pandemie – über das Infektionsrisiko für das Team durch Aerosole. Darüber gebe es bisher wenig Daten, eine prätherapeutische Spülung „hält uns etwas den Rücken frei“. Ebenfalls wichtig ist während der Behandlung eine gute Absaugtechnik.

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