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Was soll ich essen bei Parodontitis?

Was soll ich essen bei Parodontitis?

Fachartikel , Praxisteam

Ernährung & Supplements

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Das Bewusstsein für den Zusammenhang von Ernährung und Gesundheit ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Immer häufiger werden von Experten Ernährungsempfehlungen zur Vorbeugung ausgesprochen oder sogar die Ernährung ergänzend zur Therapie umgestellt. So auch bei Parodontitis. DH Heike Wilken nahm einige Ansätze näher unter die Lupe. In den Leitlinien steht zurzeit noch: „Wir wissen nicht, ob Ernährungsberatung positive Auswirkungen auf die Parodontal Therapie hat. Zu diesem Statement kamen die Wissenschaftler bei der Leitlinienerstellung, da es noch nicht genug eindeutige Daten gibt. Diese Statement bedeutet aber auch, dass einiges dafür spricht, aber dass noch Forschungsbedarf in diesem Bereich besteht. Und in der Tat laufen einige Studien an unseren Universitäten – vermutlich wird dann bei der Überarbeitung 2025 diese Thema anders betrachtet werden. Bereits Studien aus den 60er Jahre konnten zeigen, dass gingivale Entzündungen mit Blutglukose und Zuckerkonsum korrelierten noch bevor die Patienten eine Diabetes mellitus entwickelt hatten. Inzwischen gibt zahlreiche Studien zum Einfluss von Ernährung auf die Parodontitis. Von daher ist es sehr wichtig, das Thema in die Behandlungstherapie mit einzubeziehen. Antientzündliche Ernährung Für eine antientzündliche Ernährung ist es wichtig, wenig Fleisch zu essen und sehr viel Obst und Gemüse. Auch entzündungshemmende Gewürze wie Kurkuma, Ingwer, Currypulver, Muskat und schwarzer Pfeffer sollten täglich verwendet werden. Zusammenfassend kann man sagen, eine niederglykämische schwerpunktmäßig pflanzliche Ernährung, die reich an Mikronährstoffen, Ballaststoffen, Antioxidantien und Omega 3 Fettsäuren ist, führt zu einer verbesserten Abwehr und wirkt entzündungshemmend. Das wirkt kann sich auch positiv auf die Parodontitis auswirken. Okinawa-Ernährung Auf den Okinawa-Inseln werden die Menschen älter als irgendwo anders auf der Welt. Forscher sind überzeugt, dass vor allem die gesunde Ernährung der Inselbewohner über ihre Lebenserwartung entscheidet, knapp 3200 Menschen nennen das „Dorf der Hundertjährigen“ ihr Zuhause. Der Ort Ogimi liegt im Norden der südjapanischen Inselgruppe Okinawa, die für die lange Lebensdauer ihrer Bewohner bekannt ist. Zwei Drittel der heute über hundertjährigen Inselbewohner lebten einer Studie zufolge noch mit 97 Jahren unabhängig und ohne Hilfeleistungen. Auch die Zahl der von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Krebs betroffenen Menschen ist in Okinawa sehr gering. Wissenschaftler versuchen bereits seit Jahren, zu erforschen, warum die auf der japanischen Inselkette ansässigen Menschen so lange und gesund leben. Inzwischen sind sie überzeugt, dass ihre Ernährungsweise eine Schlüsselrolle einnimmt. Und dem kann ich nur vollkommen zustimmen. Denn ihre Ernährung besteht aus viel Blattgemüse und Fisch, aber wenig Fleisch und Zucker – so lassen sich die Grundprinzipien der Okinawa-Ernährungsform erklären. Dazu essen die Inselbewohner sehr viel Meeresfrüchte und Fisch. Aber auch Sojaprodukte wie Tofu und Miso stehen häufig auf dem Speiseplan. Parodontitis und Diabetes Bei Diabetes mellitus und Parodontitis handelt es sich um weit verbreitete chronische Erkrankungen. In Deutschland gibt es circa 20 Millionen Patienten mit behandlungsbedürftigen Erkrankungen des Zahnhalteapparates, davon etwa zehn Millionen schwere Fälle. Aber nur ein kleiner Teil davon wird umfassend behandelt. Ähnlich verhält es sich beim Diabetes: acht Prozent der Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass auch beim Diabetes nur 80 Prozent erkannt und behandelt werden, denn beide Erkrankungen bleiben lange Zeit unbemerkt, da sie zunächst nahezu schmerz- und symptomlos verlaufen und oft erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt werden. Hinzu kommt, dass sich beide Volkskrankheiten gegenseitig verstärken. Ein schlecht eingestellter Diabetes verschlimmert eine Parodontitis, führt zu mehr Karies, Füllungen und damit letztendlich zu vermehrtem Zahnverlust. Außerdem wirkt er sich langfristig ungünstig auf das Überleben von Implantaten aus. Eine unbehandelte Parodontitis kann die Blutzuckerkontrolle erschweren und einen Diabetes verstärken. Da beide Krankheiten zunächst keine akuten Beschwerden verursachen, werden sie häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Sobald aber eine Erkrankung vorliegt, setzt die erfolgreiche Therapie eine Zusammenarbeit zwischen Patient:in, Zahnärztin/Zahnarzt und Hausarzt/Hausärztin beziehungsweise Diabetologin/Diabetologe voraus. LOGI-Prinzip LOGI bedeutet „Low Glycemic and Insulemic Diet“ und steht für eine wissenschaftlich basierte Ernährung, die niedrige Blutzuckerspiegel und eine geringe Insulinausschüttung fördert. Unsere modernen Lebensgewohnheiten machen durch den Konsum von zu vielen Kohlenhydraten hungrig und dick, wodurch Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt werden. Die LOGI-Methode ist eine kohlenhydratreduzierte Ernährungsform (Low-Carb). Das bedeutet, dass Lebensmittel wie Brot, Nudeln, Kartoffeln oder auch Süßigkeiten eingeschränkt verzehrt werden sollten. Denn sie beeinflussen den Blutzuckerspiegel stark und fördern somit Übergewicht. Van Woudenbergh et al. konnte in einer Studie von 2013 zeigen, dass einfache Kohlenhydrate, gesättigte Fettsäuren und Transfette eindeutig mit einer erhöhten Entzündungsreaktion im Körper assoziiert waren und Omega-3-Fett?säuren, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente mit signifikant geringeren ?systemischen Entzündungsreaktionen einhergehen. Sogar beim Fehlen sämtlicher Mundhygienemaßnahmen kam es in einer Untersuchung von Baumgartner zwar zu einer deutlich erhöhten Plaque -Akkumulation, aber nicht zu einem Anstieg gingivaler Entzündungen, im Gegenteil, die parodontalen Entzündungen gingen sogar zurück. Erklären lässt sich dies durch den Wegfall hochglykämischer Kohlenhydrate, zum Beispiel Zucker und Weißmehle. Unter diesen Gesichtspunkten ist die LOGI-Methode sicherlich ebenfalls zu empfehlen.

DH Heike Wilken

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