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Was Labordrucker heute leisten

Was Labordrucker heute leisten

Fachartikel , Zahntechnik

Digitale Technologien

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10 MIN

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erschienen in DZW

Modelle sind die Basis 

Modelle gelten in der Zahntechnik seit Jahrzehnten als notwendige Basis, um Zahnersatz jeglicher Art auf Passung überprüfen zu können. Dies ist der Grund, warum wir hier ausschließlich gedruckte Modelle testen wollten. 

Im hier vorliegenden zweiten Testbericht werfen wir einen kritischen Blick auf 24 der innovativsten dentalen Drucker, die sich zurzeit auf dem internationalen Markt befinden. Uns interessierte dabei nur ein Schwerpunkt: die Modell-Ergebnisse in puncto Präzision.

Heutige Druckmaterialien bieten die Möglichkeit, von Kronen und Brücken bis hin zur Herstellung individueller Implantat-Versorgungen und Prothesen vielseitig zu drucken. Ob die getesteten Drucker und Druck-Materialien eine Revolution in der Zahnmedizin repräsentieren oder wie bisher das schwächste Glied in der digitalen Kette bilden, wird der Test aufzeigen.

Die Teilnehmer 

Begleiten Sie uns auf dieser spannenden Reise durch die Welt des dentalen 3-D-Drucks und erfahren Sie, welche Geräte unsere Erwartungen übertroffen oder welche Drucker uns maßlos enttäuscht haben – und die gegebenenfalls in die sprichwörtliche dentale Tonne gehören. 25 Kollegen quer durch die Bundesrepublik haben sich freundlicherweise an dem Test beteiligt.

Zum Einsatz kamen 24 Drucker (Tabelle 1). Jeder Kollege hat den identischen Master-Scan erhalten und nach Herstellerangaben die Modelle auf seiner Maschine gedruckt. Die Modelle haben wir auf dem Versandweg erhalten. Alle Modelle wurden durchgehend lichtfern bei einer Raumtemperatur von 21 bis 23 Grad aufbewahrt. Einige ProFor- und DentalAlliance-Kollegen, aber auch externe Kollegen haben auf ihren Labor-Druckern mit teils unterschiedlichen Materialien mehrere Modelle ins „Rennen“ geschickt.

Prüf-Methode des Drucker-Tests

Der international anerkannte und praktizierte Sheffield Test bietet eine Entscheidungshilfe, um Präzision und Lagestabilität von Projekten aller Art zu bewerten. Dieser manuell durchgeführte Test diente dazu, vornehmlich die Qualität der gedruckten Modelle auf Grundlage der beiden Testmodule zu bewerten.

Der Sheffield-Test ist im Dental-Bereich höher zu bewerten als eine digitale Analyse, bei der Modelle mit einem Referenzmodell gematcht werden. Denn der Sheffield-Test ermöglicht die physische Überprüfung gedruckter Modelle, indem mittels eines Prüfobjekts Stabilität und Passgenauigkeit bewertet werden. 

Auf diese Weise können potenzielle Probleme wie Instabilität sofort erkannt werden. Unsere digitale Match-Analyse als begleitende Überprüfung der Qualität beruht auf Algorithmen. Sie bewertet präzise alle physischen Eigenschaften und ermöglicht es, abweichende Daten exakt aufzuzeichnen. Beide Methoden gelten als anerkannt und zuverlässig, um die Qualität von gedruckten Modellen mittels Prüfkörper zu überprüfen.

Schwächstes Glied in der dental-digitalen Kette

Um es vorwegzunehmen: Die gedruckten Modelle stellen nach wie vor den größten Schwachpunkt innerhalb der dental-digitalen Kette dar. Zahnarztpraxen und Dentallabore, die den kompletten digitalen Weg gehen möchten, müssen sich im Klaren sein, dass ein gedrucktes Modell, je nach Drucker-Fabrikat und Materialwahl, allenfalls eine Orientierungshilfe sein kann. 

Leider müssen wir auch sechs Jahre nach dem ersten Druckertest 2018 erkennen, dass wir weiterhin mit Zufallsergebnissen leben müssen. Es liegt definitiv nicht unbedingt am verwendeten Drucker, sondern die Ergebnisse sind offensichtlich unter anderem stark davon abhängig, inwieweit Anwender Bearbeitungs- und/oder Verfahrens-Hinweise korrekt beachten. 

Es besteht aus verschiedenen Gründen Einigkeit, Drucker-Anbieter, verwendete Materialien und die Kollegen, die uns die Modelle eingereicht haben, ab der Schulnote 4,40 nicht mehr namentlich zu nennen. 

Insgesamt haben 37 Juroren (Zahnärzte, ZMF, ZT, ZTM und Laborinhaber) am Sheffield-Test teilgenommen. Darunter, was uns sehr wichtig war, auch vereidigte und somit anerkannte Gutachter. Aus Datenschutzgründen geben wir keine Namen der Juroren bekannt – sie sind aber jederzeit bei uns vor Ort einsehbar.

Die Anforderungen

Um die gedruckten Modelle beurteilen zu können, stellten wir die gleichen Anforderungen, wie sie für das uns vertraute Gipsmodell gelten. Ein Modell sollte eine maximale, lineare Expansions-Abweichung von 20 my aufweisen, das entspricht umgerechnet einer Expansion von maximal 0,002 Prozent. Gedruckte Schienen, Fu-Löffel etc. verzeihen unter Umständen eine höhere Abweichung – ein Modell für die qualitative Überprüfung unserer zahntechnischen Produkte definitiv nicht.

Unsere Vorgaben

Basis der Überprüfung war unser gefrästes NEM-Mastermodell (Abb. 1, durch die unempfindliche Oberfläche Vermeidung von Abrasionen), matt gestrahlt, wie bereits in unserem ersten Test verwendet, und zwei Prüfkörper (Abb. 2). Jeder Teilnehmer erhielt per E-Mail den Original-Scan aus dem IOS-Test als offenes STL-File. Der Scan wurde mit dem anerkannten Scanner Imetric 104i angefertigt und als Basis-Original im offenen STL-Format gespeichert (zu Details der Test-Parameter siehe Kasten weiter unten).

Die Prüfung durch die Juroren (Zahnärzte und Zahntechniker) fand nach dem bekannten Sheffield-Test (White 1993) in unserer Zentrale statt. Jeder Juror benotete mittels der Prüfkörper seine Prüfergebnisse nach dem deutschen Schulnotenprinzip (von 1 „sehr gut“ bis 6 „ungenügend“).

Die Test-Parameter

Bei der Überprüfung der Druck-Ergebnisse haben die Juroren ihre Bewertung anhand des bewährten Sheffield-Tests ermittelt. Zusätzlich haben wir eine unterstützende Bewertung nach digital-analytischen Verfahren vornehmen lassen.

Da wir bereits diverse Dissertationen für das Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen (Direktor: Prof. Dr. B. Wöstmann) begleitet haben, lag es nahe, Teile der dort angewendeten Prüf-Methodik (unter anderem Dissertation Viktor Sichwardt, 2014) in unsere Vorgehensweise einfließen zu lassen.

Die Parameter für die zu fräsenden Prüfkörper wurden für alle Fräsungen wie folgt definiert: Abstand 0,01 mm, Ausblocken 0,00 mm, Fräserradius 0,7 mm, periphere Dicke 1,5 mm, okklusale Dicke 1,8 mm, Glättung 10. Die Prüfkörper wurden so gestaltet, dass ein einwandfreier Test auf Passung, vor allem auf Verzug (Sheffield-Test), und Kontraktion/Expansion (Prüfkörper 2) ermöglicht wurde.
Per exocad-Design-Software wurden die Prüfkörper für den Sheffield-Drucker-Test konstruiert:

  • zehn Anteile als Prüfkörper 1 (transparent)
  • zehn Anteile als Prüfkörper 2 (opak weiß)

Prüfkörper 1 wurde auf einer DC7 gefräst. Prüfkörper 2 auf einer J5 gedruckt. Die digital basierte Prüfung (durch Matching = Zusammenführen der Daten) wurde mit der Software ConceptScan auf einem DCS EagleEye Pro vorgenommen. Angaben zu verwendeten Druckern und Materialien wurden ausschließlich von den teilnehmenden Kollegen mitgeteilt.
37 Juroren haben 51 gedruckte Modelle, die auf 24 Druckern (drei Filament- und weit mehr als 21 Resin-Drucker, jeweils wurde nur einer namentlich erwähnt) gedruckt wurden, bewertet.
Die Referenz-Basis des Tests waren:

  1. NEM-Mastermodell (Abb. 2)
  2. Zwei Prüfkörper für den Sheffield-Test (Abb. 3)
  3. Gipsmodelle aus den Jahren 2018, 2023 und 2024 als Referenz

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