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Intuitive Farbauswahl für die tägliche Praxis

Füllungstherapie mit Komposit

Intuitive Farbauswahl für die tägliche Praxis

Fachartikel , Zahnmedizin

Prävention & Zahnerhalt

mg° dental

Autor

6 MIN

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Erschienen im Dental Magazin


Seit mehr als 15 Jahren entwickelt StyleItaliano Techniken für die Füllungstherapie, die leicht umsetzbar sowie einfach erlernbar sind und reproduzierbare Ergebnisse ermöglichen. Ein aktuelles Vortragsthema ist die „Intuitive Farbauswahl für die tägliche Füllungstherapie“. Dieser Artikel fasst einige Tipps des Referenten Dr. Valentin Vervack, Gent (Belgien), zum Thema kompakt zusammen.

Für ein natürliches Erscheinungsbild von Frontzahnversorgungen sind vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Die Farbe und die Formgebung. Im Rahmen der Komposit-Füllungstherapie stellt laut Dr. Vervack speziell die Nachbildung der natürlichen Zahnfarbe eine Herausforderung dar. Wie der Referent erläuterte, erfolgt deren Bestimmung in den meisten Fällen basierend auf dem eigenen Bauchgefühl sowie mithilfe einer Vita-Farbskala. Das Problem: Die Farben der erhältlichen Komposit-Füllungsmaterialien stimmen ihm zufolge nicht unbedingt mit den Farbtönen der Farbskala überein, sodass farbliche Abweichungen vorprogrammiert sind (Abb. 1).

01 Probenkörper aus unterschiedlichen Komposit-Füllungsmaterialien der Farbe A3
01 Probenkörper aus unterschiedlichen Komposit-Füllungsmaterialien der Farbe A3

Das Komposit-Füllungsmaterial 3M Filtek Easy Match Universal Komposit von Solventum bietet eine Lösung mit nur drei Farbtönen – Bright, Natural und Warm. Der Referent beurteilte den Chamäleon-Effekt des Materials als sehr gut und demonstrierte anhand von Fallbeispielen, wie er das Komposit verwendet. Fallbeispiel eins ist hier dargestellt:

Fallbeispiel: Versorgung einer Kavität der Klasse IV

Diese Patientin erschien in der Praxis, da sie bemerkt hatte, dass sich an einem ihrer Oberkiefer-Frontzähne etwas gelöst hatte (Abb. 2). Sie befürchtete nach eigener Aussage, ein Stück ihres Zahnes zu verlieren, wollte dies aber aufgrund einer am Wochenende anstehenden Party um jeden Preis vermeiden. Die sofortige Neuversorgung des Zahnes mit Komposit-Füllungsmaterial war die naheliegende Lösung.

02 Klinische Ausgangssituation mit einer von Debonding betroffenen Komposit-Versorgung
02 Klinische Ausgangssituation mit einer von Debonding betroffenen Komposit-Versorgung

Intuitive Farbauswahl

Die Annahme des Referenten, dass den meisten Anwesenden ein Blick auf die Ausgangssituation reichen würde, um eine Idee von der Zahnfarbe der Patientin zu entwickeln, bestätigte sich. Bei der Mehrheit wäre ein Komposit der Zahnfarbe A2 oder A3 das Material der Wahl. Für eine genauere Bestimmung wäre hier allerdings ein Shade Guide erforderlich.

Tipp Komposit mit vereinfachtem Farbsystem
Erfreulicherweise wird dieser bei Filtek Easy Match nicht benötigt, da lediglich drei Farbtöne zur Verfügung stehen. So fällt die Auswahl nach Bauchgefühl besonders leicht und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass diese auch zum gewünschten Ergebnis führt.

Um ganz sicherzugehen und Unsicherheiten bei der Beurteilung des Behandlungsergebnisses zu vermeiden, empfiehlt Dr. Vervack die Verifizierung anhand eines Mock-ups.

Tipp Mock-up
Das Material wird im gewählten Farbton appliziert, grob modelliert (der Referent investiert hierfür weniger als zwei Minuten seiner Zeit) und ausgehärtet, um die optische Integration zu überprüfen. Die Zähne sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht dehydriert, sodass die Beurteilung der farblichen Übereinstimmung aussagekräftig ist.

Erfüllt das Ergebnis die Erwartungen, wird der Zahn mit der gewählten Farbe versorgt. Bei Abweichungen ist es ein Leichtes, auf einen alternativen Farbton auszuweichen. Diese Technik ist dann besser geeignet als die Komposit-Button-Technik, wenn die Farbe der geplanten Versorgung nicht durch palatinal noch vorhandene Zahnhartsubstanz beeinflusst wird.

Im vorliegenden Fall entschied der Referent, den Zahn 21 mit „Warm“ zu versorgen. Anhand des Mock-ups ließ sich feststellen, dass sich das Material tatsächlich optisch unauffällig in das Gesamtbild einfügte.

Klinische Vorgehensweise

Die weitere klinische Vorgehensweise ist Dr. Vervack zufolge wenig komplex: Anhand klinischer Aufnahmen demonstrierte er, wie er die Kavität öffnete, Kofferdam legte (Abb. 3) und eine Matrize aus Edelstahl (Unica Proxima Frontzahnmatrize, Polydentia) zunächst mit der Wölbung in Richtung Nachbarzahn anbrachte.

03 Präparierte Kavität nach absoluter Trockenlegung
03 Präparierte Kavität nach absoluter Trockenlegung

Dies diente dem Schutz des Nachbarzahns während des nachfolgenden Sandstrahlens der Oberfläche zur Entfernung der aprismatischen Schmelzschicht, der selektiven Schmelzätzung sowie der Applikation des Universaladhäsivs (3M Scotchbond Universal Plus Adhäsiv, Solventum).

Tipp Klebefläche
Hierbei empfiehlt der Referent, die Klebefläche im Zweifel etwas größer als erforderlich zu gestalten, um einen guten Randschluss sicherzustellen. Schließlich ist nie eindeutig erkennbar, wo die Restauration enden wird. „Better to overetch and overadhere than be sorry later“.
Für die Versorgung der Kavität mit Komposit ist die Matrize in korrekter Ausrichtung anzubringen. Stabilisieren lässt sich diese sehr gut mit einem Keil sowie zusätzlich mit ein wenig fließfähigem Komposit. Dieses appliziert Dr. Vervack so, dass es im inzisalen Drittel den palatinalen Bereich des Zahnes mit der Matrize verbindet (Abb. 4 und 5). Da das fließfähige Komposit vollständig in die definitive Restauration integriert wird und final nicht sichtbar ist, ist die Auswahl des Farbtons unerheblich.

04 Mit Keil und fließfähigem Komposit stabilisierte Frontzahnmatrize
04 Mit Keil und fließfähigem Komposit stabilisierte Frontzahnmatrize
05 Frontalansicht der stabilisierten Matrize
05 Frontalansicht der stabilisierten Matrize

Danach wird die Restauration in drei Schichten aufgebaut (Abb. 6): Dr. Vervack beginnt mit der approximalen Wand, fährt dann mit dem palatinalen Bereich fort und widmet sich schließlich dem bukkalen Bereich der Restauration.

06 Applikation von 3M Filtek Easy Match Universal Komposit im Farbton Warm
06 Applikation von 3M Filtek Easy Match Universal Komposit im Farbton Warm

Tipp Ausarbeitung
Für die Ausarbeitung der – möglichst rund gestalteten – Konturen sowie der Randleisten verwendet er bevorzugt 3M Sof-Lex Ausarbeitungs- und Polierscheiben von Solventum (Abb. 7). Zervikale Überschüsse lassen sich ihm zufolge gut mit einem Skalpell Nummer 12 entfernen, bevor die sekundäre und tertiäre Anatomie (V-förmige Einziehungen und Perikymatien) mit Diamantinstrumenten eingearbeitet wird. Final poliert wird mit dem 3M Sof-Lex Polierräderset (Solventum) unter Wasserkühlung sowie – nur bei dem Wunsch nach einer extrem hochglänzenden Oberfläche – mit einer Filzscheibe und DiaShine Lucida Polierpaste (American Dental Systems).

Unmittelbar nach der Entfernung des Kofferdams wirkte die Restauration ein wenig dunkler als die umliegende Zahnhartsubstanz (Abb. 8). Dr. Vervack wies jedoch darauf hin, dass dies am Zustand der Zahnhartsubstanz liege, die dehydriert etwas heller und opaker erscheine. Genau zu diesem Zeitpunkt sorgt die im Vorfeld erfolgte Überprüfung der Farbauswahl für Sicherheit auf beiden Seiten. Tatsächlich besuchte die Patientin die geplante Party und meldete sich nicht – wie im Fall von Problemen erbeten – in der Praxis zurück.

07 Ausarbeitung der Form
07 Ausarbeitung der Form
08 Behandlungsergebnis mit noch dehydrierter umliegender Zahnhartsubstanz, die dadurch hell und opak erscheint.
08 Behandlungsergebnis mit noch dehydrierter umliegender Zahnhartsubstanz, die dadurch hell und opak erscheint.

Text: Kai Wagner, Seefeld

Anmerkung der Redaktion: StyleItaliano ist eine globale Gruppe von Zahnärzten, die ihre Ideen einbringen, um Verfahren (Schwerpunkt restaurative Zahnmedizin) für die tägliche Praxis einfacher und vorhersagbarer zu gestalten.

Veranstaltungstipp: „Brain Boost 2025“ findet am 15. November 2025 bei Solventum im oberbayerischen Seefeld statt. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf der Behandlung von Zahnhartsubstanzverlusten.

Weitere Informationen 
über „Brain Boost 2025“ finden Sie auf S. 40 und unter: https://events.solventum.com/event/BrainBoost2025/summary

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