In Teil 1 (zum Artikel) dieser zweiteiligen Serie beschäftigten sich die Autoren mit der Herstellung von 2-D- und 3-D-Pastenkeramiken und deren Vorzügen aus werkstoffkundlicher Sicht. Im zweiten Teil werden deren praktische Anwendungsmöglichkeiten anhand zweier klinischer Fälle Schritt für Schritt erläutert. In beiden Fällen werden implantatgetragene Vollkeramikprothesen auf Cr-Co-Stegen ohne Stützgerüst hergestellt.
Abrasion, Löslichkeit in Mundflüssigkeit
Einer der wichtigsten klinischen Aspekte bezieht sich auf die Fähigkeit eines künstlichen Zahns, zusätzlich zu den subjektiven Gewohnheiten des Patienten das Vertikalmaß der Okklusion in Bezug auf die Art des Antagonisten aufrechtzuerhalten: die Messung der Oberflächenhärte, Rauheit und chemischen Löslichkeit. Vergleicht man die Härte der Keramikpaste, die auf eine monolithische Zirkonoxidkrone aufgetragen wird, mit der eines unbeschichteten Zirkonoxids, zeigt sich ein deutlicher Vorteil des Verblendmaterials, das eine Vickers-Härte von 530?HV bei 1200?MPa gegenüber dem unbeschichteten Zirkonoxid aufweist (Abb.30). Das Polieren von Zirkonoxid auf konvexen Flächen, wie zum Beispiel auf Stampfhöckern, ist technisch schwierig und führt in der Praxis häufig zu rauen Oberflächen, die bei okklusal aktiven Patienten mit Parafunktion traumatisch sein können. Die ersten Ergebnisse der derzeit laufenden Studien (Abb.31 und 32) scheinen während der Abrasionsmessung mit einem Vertikalsimulator auf eine geringere Abnutzung des Antagonisten hinzuweisen (Abb.33 bis 37), wenn Zirkonoxid mit einer Keramikschicht verbunden ist (Abb.38 und 39). 2-D- oder 3-D-Keramikpasten können dieses Phänomen aufgrund der glatten Oberfläche, die nach dem Brennen entsteht, ebenfalls deutlich verringern. Die Messung der Beständigkeit gegen chemische Auflösung von 2-D- und 3-D-Pasten zeigt eine hohe Stabilität mit einem Verlust an Mikrogramm pro cm2, der weniger als ein Drittel der nach der Norm ISO 6872 zulässigen Grenze beträgt (Abb.40).
Zirkonoxid 6 und 5Y haben theoretisch unterschiedliche mechanische Festigkeiten und ihre mechanischen Eigenschaften können aufgrund der Alterung stark abnehmen [10, 11]. Dieses Phänomen tritt auf, wenn ein hoher Yttrium-Anteil mit einer feuchten Umgebung, wie zum Beispiel der Mundumgebung, in Kontakt kommt. Im Laufe der Zeit kommt es zu einem Abbau der Zirkonoxid-Fläche mit Abtrag der Körnung (Abb.41). Eine Reihe von Studien belegt das Interesse daran, die Oberfläche von monolithischen Zirkonoxid-Strukturen physikalisch zu schützen und diesen starken Abbau zu vermeiden. Diese Schutzbarriere (Abb.42) aus der 2-D- und 3-D-Keramikpastenschicht liegt über der monolithischen Oberfläche aus Zirkonoxid.
Zwei Keramikpasten für viele Anwendungen
Das ceraMotion One Touch Sortiment an gebrauchsfertigen 2-D- und 3-D-Inzisal-, -Dentin- und -Gingiva-Keramikpasten ist nicht zu verwechseln mit Malfarben in Pastenform. Die 2-D-Pasten werden in dünnen Schichten aufgetragen. Die 3-D-Paste kann verwendet werden, um einen Kontaktpunkt anzupassen, eine Kante zu verlängern oder die Morphologie des Zahnkörpers zu verändern. Auf der Grundlage des Konzepts gemäß dem, was man sieht (schließt das ein, was man sieht) ist das erzielte Ergebnis nach mehrmaligem Brennen identisch mit dem der ersten Brennvorgänge. Die anfänglich mit Keramikpasten geschaffenen Formen bleiben stabil (Abb.43).
Fallbericht 1
All-on-Four-Unterkieferstegversorgung mittels Only One Block Zr-Technik
In diesem Fall geht es um die Versorgung eines ganzen Kiefers. Die Restauration besteht aus einem voreingefärbten Zirkonoxid. Statt mit konventionellen Keramiken auf vestibulärem Cutback zu schichten, wurden Minischichten aus gebrauchsfertigen Keramikpasten, genauer Schneide- und Gingivamassen, appliziert. Bei der Herstellung der Restauration wurden zunächst die Stege designt und mithilfe der Laserschmelztechnologie realisiert. Die Verankerung der Stege auf vier Implantaten mit Multi Unit Abutments erfolgte mechanisch und mit Klemmwirkung (Abb.44 und 46), die gleiche Verankerungsvorrichtung wurde bei der Stegversorgung, die in Teil 1 vorgestellt wurde, verwendet. Auf diese Weise kann ein Gerüst auf dem Steg mit doppelter Stabilität realisiert werden. In Teil 1 der Dokumentation wurde das Gerüst zementiert und im hier dargestellten Fall das Gerüst mittels Verankerung und Stellschraube (Abb.47 bis 50) fixiert. Das Gerüst kann mit ein wenig Infiltrationsfarbe angepasst werden (Abb.51 und 52), wodurch sich nach dem Sintern ein ästhetisches Ergebnis zeigt (Abb.53 bis 55). Die Technik des Auftragens gebrauchsfertiger Keramikpasten ist ziemlich einfach. Das Schema zum Applizieren der Pasten entspricht der Methode beim Schichten mit konventioneller Keramik (Abb.56 bis 59). Das aufgebrachte Material ist nach dem ersten Brennen sehr kompakt und weist einen guten Helligkeitsgrad auf. Die thermische Stabilität der Keramikpaste ist so beschaffen, dass mehrere Aufträge mit entsprechenden Brennzyklen ohne Zerfall oder Oxidation der ersten Schicht möglich sind (Abb.60 und 61). Das Endergebnis ist eine vollständige Glasur und damit ein Schutz der Restauration aus Zirkonoxid. Darüber hinaus können mit 3-D-Keramikpasten viele Aspekte der Modellierung in der Endphase verbessert werden (Abb.62 bis 64), dabei ist es möglich, sowohl in technischer (Abb.65 und 66) als auch in klinischer Hinsicht (Abb.67) ein akzeptables ästhetisches Ergebnis zu erzielen.
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