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Veneerfall mit Style

Veneerfall mit Style

Fachartikel, Zahntechnik

Ästhetik

mg° dental

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9 MIN

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Erschienen in Dental Dialogue

Häufig liegt bei Veneerfällen eine ästhetische Motivation der Patienten zugrunde. Im vorliegenden Fall wurde aus ebendiesem Grund eine Korrektur der oberen Front vorgenommen. Außerdem wünschte sich die Patientin jugendlichere Zähne, weshalb auch die Eckzahnführung wiederhergestellt werden sollte. Die Frontzahnveneers wurden daher aus einer Metallkeramik direkt auf feuerfesten Stümpfen angefertigt, die Eckzahnführung aus Stabilitätsgründen jedoch mittels Aufbauten aus Presskeramik realisiert.

Ausgangssituation
Eine Patientin, Mitte 30, stellte sich mit dem Wunsch in der Praxis vor, ihre Oberkieferfrontzähne zu verschönern. Die Zahnstellung, aber auch verfärbte Kompositfüllungen im sichtbaren Bereich waren ihr schon seit Längerem ein Dorn im Auge (Abb.1 bis 4). Bereits im ersten Gespräch und nach einem Mock-up kristallisierte sich ziemlich deutlich heraus, welche Möglichkeiten infrage kamen. In Absprache mit der Patientin konnte deshalb sehr schnell das weitere Vorgehen entschieden werden. Ziel war es, die bereits infolge kariöser Läsionen destabilisierten Frontzähne mithilfe von Veneers zu stabilisieren und zu rehabilitieren. Zusätzlich wünschte sich die Patientin ein jugendlicheres Erscheinungsbild. Um diesem Wunsch, der ja auch immer mit mehr Länge einhergeht, nachkommen zu können, mussten wir auch funktionell tätig werden. Aus diesem Grund sollte auch die Eckzahnführung mit gepressten Aufbauten wiederhergestellt werden.

Material- und Technikwahl
Im persönlichen Gespräch entwickele ich immer ein Gefühl für die Wünsche der Patienten. Dieser Patientin war ein ästhetisches Erscheinungsbild sehr wichtig. Sie wollte allerdings keine extreme Veränderung, sondern eine möglichst natürlich wirkende Neugestaltung ihrer oberen Frontzähne. In Wünschen wie diesen stecken bereits wichtige Informationen bezüglich der infrage kommenden Materialwahl und Verarbeitungstechnik. Ausschlaggebend für die Wahl des Materials und der Technik sind jedoch nicht zuletzt immer die Präparation und die Platzverhältnisse. In diesem Fall fiel meine Wahl auf Veneers auf feuerfesten Stümpfen. Da der Behandler sehr zahnsubstanzschonend präpariert hatte, blieben mir nach inzisal sowie nach labial wenig Möglichkeiten, viel Material aufzubauen (Abb.5 bis 7).
Die minimalinvasive Präparation hatte allerdings den Vorteil, dass ich mit dem natürlichen Dentin als Untergrund arbeiten und dieses mit in die Lichtbrechung und die endgültige Farbgestaltung einbeziehen konnte.
Ich arbeite viel mit Vollkeramik und gebe auch Kurse zum Thema vollkeramische Versorgungslösungen. Einen Großteil meiner Arbeiten löse ich mit den Komponenten des IPS e.max Systems. In diesem Beitrag steht jedoch die Metallkeramik IPS Style im Fokus. Metallkeramik ist zunächst einmal kein Material, das man primär mit vollkeramischen Versorgungslösungen in Verbindung bringen würde. Für mich steht das jedoch in keinem Widerspruch, denn jede Keramikmasse hat ihr eigenes Einsatzgebiet. Entscheidend für die Frage, welches Material ich verwende, ist die jeweilige Herstellungsmethode, die Vorgehensweise und oftmals auch das Budget des Patienten. Allerdings darf insbesondere im Frontzahnbereich die Ästhetik nicht zu kurz kommen. IPS Style ist für mich bei der Herstellung von Veneers das Material der Wahl. Auch wenn man hierfür die Verwendung einer Metallkeramik nicht erwarten würde, so ist bei IPS Style für die Anfertigung von Veneers kein Metallgerüst erforderlich. Das liegt schlichtweg an den Eigenschaften der Keramik beim Brennen und kennt man auch von anderen klassischen Keramiksystemen: Metallkeramiken werden aufgrund ihres WAKs (13,8?-?15,2 x 10-6/K (25?-?500°?C)) auf feuerfesten Stümpfen angewendet.
Worauf ich noch eingehen möchte, ist die Verantwortung, die wir den Patienten gegenüber haben. Das hat mich dieser Fall wieder einmal gelehrt. Obwohl die Patientin sich relativ sicher war, diesen Eingriff durchführen lassen zu wollen (sie war mit dem Wunsch auf die Praxis zugekommen), plagten sie zwischenzeitlich doch immer wieder Zweifel. Bei der Farbkontrolle im Labor – nach der Präparation – erzählte sie mir von ihren gemischten Gefühlen, die sie bei der Sitzung in der Praxis hatte. „Als Dr.?Schult mit dem Beschleifen meiner Zähne anfing, überlegte ich, ob es nicht besser gewesen wäre, einfach alles so zu belassen. So schlimm war es doch vorher nicht! Was, wenn ich es bereue? Ich hoffe sehr, dass es schön wird.“ Dieser Einblick in ihre psychische Verfassung machte mir einmal mehr bewusst, dass hinter jedem Gipsmodell und jeder Indikation ein Mensch sitzt und dass wir es im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand haben, diesen Menschen glücklich zu machen – zumindest im Hinblick auf dessen Mundsituation. Es ist daher unsere Aufgabe als Zahntechniker und Handwerker, immer daran zu arbeiten, es heute ein bisschen besser zu machen als gestern.
Letztendlich war die Patientin sehr zufrieden mit dem Ergebnis – somit auch der Behandler und ich. Mit IPS Style Ceram habe ich gearbeitet, weil diese Keramik eine großartige Brillanz in sich birgt. Zudem ist es von Vorteil, dass sie höher gebrannt wird als IPS e.max Ceram. So kann ich auch nach dem Ausstrahlen des feuerfesten Stumpfmaterials noch kleine Korrekturbrände vornehmen, ohne Angst haben zu müssen, dass sich etwas verändert.

Wax-up
Um die vertikale Distanz und die Aufteilung der Schneidezähne zu bestimmen, fertigte ich zunächst auf den Gipsstümpfen ein ästhetisches Wax-up an (vgl. Abb.5 bis 7). Nach jedem Brand lässt sich so leicht die gesamte Länge, ja die ganze Dimension der anzufertigenden Versorgung überprüfen. Es ist wichtig, die Proportionen von Anfang an im Blick zu behalten. Anhand von Kreuzen, die ich mit feuerfester Farbe auf die feuerfesten Stümpfe aufgebracht habe, konnte ich fortwährend die Stärke des geschichteten Materials „im Auge behalten“ und sogar exakt messen (vgl.?Abb.5 oder siehe Abb.9). Hierzu maß ich zunächst die Dicke der Stümpfe vor der Keramikapplikation und notierte die entsprechenden Werte. Und zwar so, dass die Spitze des Tastzirkels genau auf die Mitte dieses Kreuzes zeigte. Die Kreuze blieben auch bei der Schichtung erhalten, sodass die Keramikstärke laufend überprüft werden konnte. So ließ sich vermeiden, dass die Mindestschichtstärke unterschritten wurde.

Die Schichtung
Bei der Verarbeitung von Keramik auf feuerfesten Stümpfen gilt es, einiges zu beachten. Das Handling ist schwieriger als bei einer Presskeramik. Für die Brillanz der Ergebnisse lohnt sich der Mehraufwand jedoch in jedem Fall. Um bestmögliche Resultate bei der Herstellung von Veneers aus IPS Style zu erhalten, sollte jeder einzelne Arbeitsschritt exakt eingehalten werden. Dabei sind das Markieren der Präparationsgrenzen oder das Entgasen und Wässern der feuerfesten Stümpfe ebenso wichtig (Abb.8) wie der Washbrand (Abb.9 und 10).

Die Schichtung im Detail
Wie üblich begann ich im Zervikalbereich mit dem Randausgleich, indem ich hier IPS Style Ceram Cervical Transpa CT yellow auftrug. Durch die etwas intensivere Transluzenz dieser Masse erreicht man einen schönen Übergang vom Veneer zur Gingiva. Nach und nach arbeitete ich nun etwas IPS Style Ceram Dentin A1 mit ein (Abb.11 und 12). Die Breite des Zahnkörpers gestaltete ich in diesem Fall mit IPS Style Ceram Opal Effect OE3. Das Schneideschild, das die Länge des Zahns definiert, erarbeitete ich mit IPS Style Ceram Incisal I1. Die Mamelons definierte ich mit IPS Style Ceram Mamelon MM light, MM yellow-orange und MM salmon. Sie verliehen dem Zahn Struktur und Natürlichkeit. Für die lichtoptischen Reflexionen an der Schneidekante sowie die Opaleszenz im mesialen und distalen Bereich sorgte eine Schneidewechselschichtung (Abb.13 und 14). Ich verwendete dafür die Opaleffektmassen IPS Style Ceram Opal Effect OE 1 und OE 2 sowie etwas IPS Style Ceram Transpa T neutral. Die Schneidekante erhielt zusätzlich eine feine Schicht IPS Style Ceram Dentin A1 und IPS Style Ceram Incisal I1. Abschließend überschichtete ich die gesamten Zähne mit der Impulsmasse IPS Style Ceram Transpa T neutral (Abb.15 bis 18) – aber immer paarweise, um den Überblick nicht zu verlieren. Aufgrund der Kreuze hat man nach dem Schichten beim Beschleifen (Abb.19) die Möglichkeit, mit dem Tastzirkel exakt zu kontrollieren, wie dick die Veneers sind (Differenz aus der Dicke des unverblendeten und des verblendeten Stumpfs). Zuletzt folgte der Glanzbrand. Es zeigte sich ein gelungenes Ergebnis (Abb.20 bis 27).

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