Newsletter

service@mgo-fachverlage.de

+49 8243 9692-0

»

»

»

Mundhygieneberatung 2.0

Mundhygieneberatung 2.0

Fachartikel , Praxisteam

Prophylaxe & Dentalhygiene

mg° dental

Autor

7 MIN

Anmelden zum Favorisieren

In welchen Fällen ist die Handzahnbürste der elektrischen vorzuziehen? Hat die Zahnseide ausgedient? DH Sylvia Fresmann klärt diese und andere Fragen und gibt Tipps zu einer modernen, individuellen Mundhygieneberatung. Ob Handzahnbürste oder lieber elektrische Zahnbürste sollte man individuell mit dem Patienten zusammen entscheiden. Im Rahmen der täglichen häuslichen Zahnpflege stellt die Zahnbürste das wichtigste und am häufigsten verwendete Hilfsmittel dar. Ihr Nutzen für die Mundhygiene und die klinische Wirksamkeit zur Vorbeugung von Karies und Parodontalerkrankungen ist unbestritten. Zahnbürste Zur Anwendung kommen dabei immer noch überwiegend Handzahnbürsten, wobei elektrische Zahnbürsten zunehmend Verwendung finden. Hinsichtlich des Härtegrades der Zahnbürste werden, je nach individueller Indikation, weiche bis mittelharte Exemplare empfohlen. Die Diskussion hinsichtlich der Überlegenheit eines Zahnbürstentyps (Handzahnbürste, elektrische Zahnbürste, Borstenform, -anzahl und -härte, Borstenkopf und -größe, Bürstenform) dauert bis heute an und ist und war Gegenstand verschiedener Studien und Untersuchungen. Bei elektrischen Zahnbürsten gilt es bei der Diskussion zudem rotierend-oszillierend und schallaktivierte Systeme zu berücksichtigen. Wesentliche Faktoren sind dabei die typbedingt unterschiedlichen Anforderungen an das Putzverhalten und die Putztechnik des Nutzers. Im Ergebnis ist nach heutigen Erkenntnissen davon auszugehen, dass elektrische Zahnbürsten bei einem „Normal-User“ eine bessere Biofilmreduktion erreichen und damit eher eine gingivale Entzündungsfreiheit gewährleisten. Die beste Zahnbürste ist also diejenige, die unsere Patienten auch benutzen. Aus heutiger Sicht sind folgende Anforderungen an eine Zahnbürste zu stellen: Atraumatisch Optimale Reinigung bei maximaler Schonung der Zahnoberflächen und der Gingiva – auch bei nicht optimaler Putztechnik des Patienten. Grundsatz: Sanft muss sie sein! Effizient Gründliche Entfernung des Biofilms. Grundsatz: Der Patient fühlt das Ergebnis – saubere, glatte Zähne Akzeptiert Design, Ergonomie und Handhabung müssen für den Patienten angenehm gestaltet sein, damit dieser die Zahnbürste auch benutzt. Grundsatz: Positives Putzerlebnis Eine gute Zahnbürste ist zwar Bedingung, aber nur ein Teilaspekt einer guten Mundhygiene. Ebenso wichtig sind Putzsystematik und -häufigkeit sowie die Verwendung weiterer individueller Hilfsmittel wie Zahnseide, Zahnzwischenraumbürstchen oder PowerFlosser. Da das Borstenfeld der Zahnbürste einer mechanischen Abnutzung durch die angewendete Putztechnik, dem Anpressdruck und der Nutzungsdauer insgesamt unterliegt, sollte zur effektiven Biofilmentfernung nach ein bis drei Monaten ein Austausch erfolgen. Dieser Zeitraum sollte zudem allein schon aus hygienischen Gründen nicht überschritten werden. Insgesamt sind nachfolgende Punkte für die mechanische häusliche Mundhygiene von besonderer Bedeutung: – Wahl der geeigneten Zahnbürste (Hand und/oder elektrisch) – regelmäßiger Zahnbürstenwechsel – regelmäßiges Zahnputzen – Systematik/Putzdauer – Zahnputztechnik – zusätzliche Zahnzwischenraumpflege. Während sich das zweimal tägliche regelmäßige Zähneputzen als feste Regel durchgesetzt hat, ist die anzuwendende Zahnputztechnik zunehmend in die Diskussion geraten. Die lange proklamierte und empfohlene Bass-Technik wird aufgrund der hohen manuellen Anforderungen als zunehmend überholt und nur unzureichend umsetzbar bezeichnet. Konsens besteht indessen hinsichtlich der Notwendigkeit einer entsprechenden Gründlichkeit der Putztechnik, wobei die Interdentalräume ausdrücklich mit einbezogen werden. In diesem Zusammenhang hat sich die Verwendung von Zahnseide, Zahnzwischenraumbürstchen und Geräten wie dem PowerFlosser in den vergangenen Jahren etabliert. Interdentalraumpflege Unsere Patienten reinigen die Oberflächen der Zähne mit der Zahnbürste, das gleiche sollte auch für den Zwischenraum gelten, denn: Die parodontale Infektion beginnt häufig unbemerkt im Zahnzwischenraum. Für viele Patienten ist die Zahnzwischenraumpflege lästig und wird gerne vergessen. Viele meiner Patienten reinigen die Zahnflächen sehr gut, teilweise mit elektrischen oder Schallzahnbürsten, die Zahnzwischenräume jedoch seltener – teilweise gar nicht. Wir nehmen uns viel Zeit, um für den Patienten das richtige Hilfsmittel auszuwählen, also Zahnseide, Zahnzwischenraumbürstchen, Softpicks oder PowerFlosser. Die Zahnzwischenräume sind die besten Schlupfwinkel für die Mikroorganismen. Die Größe des Zahnzwischenraumes bestimmt das Hilfsmittel! Zahnseide ist besser als ihr Ruf, für enge Zahnzwischenräume unverzichtbar. Die Technik und Übungen mit dem Patient sind hier von entscheidender Bedeutung, denn Zahnseide scheint so einfach zu sein und ist doch so schwierig in der Anwendung. Bei größeren Zahnzwischenräumen empfehlen wir Bürstchen oder AirFloss. Letzteres ist häufig die Alternative zu den Bürstchen, denn manchen Patienten gelingt damit motorisch keine gute Reinigungsleistung. Für die Wahl des Interdentalbürstchen gilt: Die richtige Größe ist entscheidend für die Reinigungsleistung. Bei allen Anbietern für Zahnzwischenraumbürstchen gibt es die Produkte in unterschiedlichen Größen und Formen und in unterschiedlichen Farben. Grundsätzlich sollten sie den Zahnzwischenraum ausfüllen, so werden gleichzeitig die konkaven Flächen und der Zahnfleischsaum bis unter den Kontaktpunkt gereinigt. Instruktion und Übung Entscheidend sind vor allem die intensive Instruktion und Übung des Patienten, dazu müssen wir uns viel Zeit nehmen, denn das erhöht die Chance für die Anwendung. Wir wählen die Hilfsmittel aus, üben deren Anwendung mit dem Patienten und drucken ihm alles zusammen mit den anderen Empfehlungen auf dem ParoStatus.de-Patientenausdruck aus – oder noch besser: der Patient lädt sich alles über den QR-Code in die Prophylaxe-App auf sein Handy – so hat er alles stets griffbereit. Grundsätzlich sollte das Bürstchen weiche und sanfte Borsten haben, der Draht sollte nicht zu dick sein, so dass die empfindlichen Zahnhälse keinen Schaden nehmen. Gute Beratung und Übung des Patienten sind hier der Schlüssel zum Erfolg! Eine weitere Ergänzung der klassischen Zahnzwischenraumpflege sind die Soft Picks – die Interdentalpflege mit Kunststoffnoppen, ganz ohne Metall. Diese sind inzwischen auch in mehreren Größen erhältlich, sogar in Sichelform zur Reinigung der Zwischenräume der Molaren. Diese Softpicks eignen sich hervorragend zur Reinigung bei Implantaten und sind Einmalprodukte – prima auch für unterwegs. Sie sind einfach in der Anwendung und bieten auch sehr gute Reinigungsergebnisse. Egal welches Hilfsmittel empfohlen wird: Es kommt auf die Technik und die Mitarbeit des Patienten an. Bei manchen Patienten ist aber auch die Anwendung eines Gerätes, wie dem PowerFlosser, eine Alternative. Studien belegen die gute Reinigungsleistung und viele Patienten mögen das zusätzliche Frischegefühl mit der Mundspüllösung. Grundsätzlich gilt: Die besten Hilfsmittel sind die, die der Patient regelmäßig verwendet. Zahnpasta Bei der Wahl der Zahnpasten haben wir und unsere Patienten alle unsere Vorlieben. Von „die verwenden wir schon immer“ bis „ich kauf nur Bio“ ist alles vorhanden. Oft hat ein gut gemachter Werbespot die Kaufentscheidung der Patienten beeinflusst. Wir orientieren unsere Zahnpastenempfehlung allerdings immer an den Bedürfnissen oder Problemen des Patienten. Ich empfehle Zahnpasten mit Fluorid, da hier in unzähligen Studien eine kariesprotektive Wirkung nachgewiesen wurde. Des Weiteren können Fluoridverbindungen nützlich sein, denn hier gibt es bei einigen Pasten auch einen guten entzündungshemmenden Effekt. Auch bei empfindlichen Zähnen bietet die Industrie gute Pasten mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Grundsätzlich bieten die großen Hersteller gute Produkte an, so dass hier jeder fündig wird. Und am Ende entscheidet auch der Geschmack: Eine Zahnpasta, die angenehm schmeckt, wird häufiger benutzt! Mundspüllösung Mundspüllösungen können grundsätzlich unterstützen. Eine dauerhafte Anwendung von Spüllösungen empfehlen wir selten, denn hauptsächlich kommt es auf das mechanische Biofilmmanagement mit den zuvor beschriebenen Hilfsmitteln an. Spüllösungen unterstützen, aber ersetzen nicht. Zu Hause sollten grundsätzlich nur die für den „Dauergebrauch“ niedrig dosierten Lösungen zum Einsatz kommen. Häufig empfehlen wir unseren Patienten in bestimmten Behandlungsphasen höher dosierte CHX-Spülungen, allerdings nur für sehr begrenzte Zeiträume von zehn bis 14 Tagen während einer Therapiephase. DH Sylvia Fresmann

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Neue Regeln für UPT: Digital unterstützt wird‘s einfacher!

Strukturierte Parodontitis-Therapie: Neue UPT-Regeln ab Juli 2025 Unsere gemeinsame Mission ist klar: Die Mundgesundheit unserer Patienten durch Prävention und eine strukturierte Parodontitis-Therapie zu erhalten oder stabilisieren. Denn Parodontitis ist eine Volkskrankheit – und die häufigste Ursache für vermeidbaren Zahnverlust, wenn sie unbehandelt bleibt. Seit dem 1. Juli 2021 ermöglicht die PAR-Richtlinie ein wissenschaftlich fundiertes, umfassendes Stufenkonzept zur Behandlung. Doch der anfänglichen Begeisterung folgte 2023 die Ernüchterung: Die Budgetierung und die komplexen Regelungen der PAR-Behandlungsstrecke führten zu Abrechnungsfehlern und großer Frustration in den Praxisteams. Zum 1. Juli 2025 treten nun längst überfällige Änderungen für die Unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT) in Kraft. Herausforderungen

Fachartikel, Praxisteam

Beitrag lesen

Parodontitis vorbeugen: Dazwischen – Lücken, Nischen, Taschen

Europäischer Tag der Parodontologie: Interdentalpflege schützt vor Entzündungen Schon gewusst? Zahnbürsten erreichen nur 70 Prozent der Zahnoberfläche. Um auch die restlichen Flächen zu reinigen, sollten Zahnzwischenraumbürsten oder Zahnseide täglich zum Einsatz kommen. Denn je weniger Zahnbelag anhaftet, desto niedriger ist das Risiko für eine Zahnfleischentzündung. Sie kann sich zu einer Parodontitis weiterentwickeln. Laut aktueller Sechster Deutscher Mundgesundheitsstudie (DMS 6) leiden in Deutschland schätzungsweise 14 Millionen Menschen an einer schweren Parodontitis. Die fortgeschrittene Entzündung der zahntragenden Gewebe gefährdet sowohl die Zähne als auch die Gesundheit des ganzen Körpers. Zum Europäischen Tag der Parodontologie am 12. Mai rät die Initiative proDente daher,

Fachartikel, Praxisteam

Beitrag lesen

Neuer Ansatz in der Parodontitis-Vorsorge

Innovativer Ansatz bei Parodontitis: Virulenzhemmung von P. gingivalis ohne Zerstörung des Mikrobioms Parodontitis zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und erhöht das Risiko für systemische Krankheiten. Ein neuer Ansatz hemmt gezielt die Virulenz von P. gingivalis, ohne das Mikrobiom zu zerstören – ein vielversprechender Fortschritt in der Prävention und Behandlung. Die Mundhöhle beherbergt ein komplexes Mikrobiom mit über 700 verschiedenen Bakterienarten, die essenziell für die Mundgesundheit sind und zusammen analog zum Darmmikrobiom in einer Eubiose wirken [1]. Parodontitis, eine bakteriell verursachte Entzündung des Zahnhalteapparates, ist eine der häufigsten Erkrankungen weltweit: Studien zeigen, dass global jeder zehnte Mensch an einer Parodontitis

Fachartikel, Praxisteam

Beitrag lesen