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Wie viel Zahnpasta gehört auf die Zahnbürste?

Wie viel Zahnpasta gehört auf die Zahnbürste?

Fachartikel , Praxisteam

Prophylaxe & Dentalhygiene

mg° dental

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Wie viel Zahnpasta gehört eigentlich auf die Zahnbürste? Viele Patienten in der Prophylaxe brauchen darauf eine Antwort. Noch wichtiger ist sie aber bei den kleinsten Patienten – insbesondere seit sich die Empfehlungen für den Fluoridanteil in Kinderzahnpasta geändert haben. Wie praxisnah sind diese Empfehlungen eigentlich?

Bereits 2018 erarbeitete eine Expertengruppe die neuen Empfehlungen für Kinderzahnpasta mit Fluorid in Berlin. Demnach soll ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes eine Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid zweimal täglich in einer reiskorngroßen Menge verwendet werden. Ab dem zweiten Geburtstag ist eine erbsengroßen Menge empfehlenswert. Alternativ genügt in den ersten beiden Lebensjahren auch eine Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid zweimal in einer erbsengroßen Menge. Hintergrund der aktualisierten Empfehlungen ist die unbefriedigende Verringerung der Karieslast im Milchgebiss in den vergangenen Jahren. „Es gibt derzeit einen auffällig verhaltenen Erfolg in der Kariesprävention im Milchgebiss, verglichen mit dem im bleibenden Gebiss“, erklärt Prof. Dr. Katrin Bekes, Leiterin der Kinderzahnheilkunde der Uniklinik Wien und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ). Die gegenüber den bisherigen Empfehlungen erhöhte Fluoridkonzentration in den Kinderzahnpasten entspreche zudem verschiedenen internationalen Leitlinien.

Teilweise Umsetzung seitens der Hersteller

Bekes bestätigt den Eindruck, dass die ersten Firmen – sofern bislang nicht im eigenen Sortiment verfügbar – Kinderzahnpasta mit den neuen Dosierungen für Fluorid aufgenommen haben. Das war allerdings nicht der gesamte Inhalt der 2018er Empfehlungen. Der Dentalindustrie wurde zudem empfohlen, Kinderzahnpasten mit einer Tubenöffnung auszustatten, welche die Applikation einer reiskorn- bzw. erbsengroßen Menge ermöglicht. Auch die Viskosität von Kinderzahnpasten sollte so eingestellt sein, dass die Applikation dieser Mengen auf die Zahnbürste möglich ist. Andererseits solle sie aber auch eine gleichmäßige Verteilung in der Mundhöhle ermöglichen. Erste Firmen bieten laut Bekes nicht nur die neuen Konzentrationen in Form der 1000 ppm an, sondern haben teilweise auf die kleinen Tubenöffnungen umgestellt, um etwa das Herauspressen einer reiskorngroßen Menge zu ermöglichen. Wir haben uns bei einigen der Hersteller von Kinderzahnpasten umgehört und festgestellt, dass es keine einheitliche Linie gibt. Einige befinden sich noch in den Planungen für die Größenanpassung, können aber zum genauen Umsetzungszeitpunkt noch keine Angaben machen. Ein anderer Hersteller glaubt, dass Eltern, die den Kindern die Zahnpasta auf die Zahnbürste portionieren würden, mit den gewohnten Tubenöffnungen trotzdem besser zurechtkommen würden.

Bessere Portionierung der Kinderzahnpasta

GSK Consumer Healthcare hat den Fluoridgehalt der Odol-med3 Milchzahn (bisherige Altersangabe 0,5–5 Jahre) dementsprechend von 500 ppm auf 1.000 ppm verdoppelt. Erfahrungsgemäß lässt sich die Erbsengröße bei Zahncremes leichter portionieren. Deshalb plant das Unternehmen für 2021 eine Portfolioerweiterung mit einer Option für Kinder bis 2 Jahren (500 ppm), vom 2. bis 5. Lebensjahr (1000 ppm Fluorid) und für Kinder ab 6 Jahren (1450 ppm). Es gibt noch andere Schwachpunkte in der praktischen Umsetzung der Empfehlungen für Kinderzahnpasten mit Fluorid. Etwa die Gruppe Eltern, die mehrere Kinder in unterschiedlichen Altersgruppen haben. Sie würden überwiegend nur eine Kinderzahnpasta für alle Kinder kaufen. Häufig werde zudem auch nach den Attributen „Geschmack“ und „Preis“ gekauft.

Empfehlungen nicht bekannt

Was in den Praxen immer wieder auffällt: Viele Eltern kennen die Regel zur Portionierung der Zahnpasta überhaupt nicht. Oft werde noch immer die „Raupe“ (wie viele sie aus der Werbung für Erwachsenenzahnpasta kennen) auf die Zahnbürste aufgebracht. „Hier liegt es an den niedergelassenen Kollegen und den Prophylaxeteams, die Eltern weiter aufzuklären und über die neuen Dosierempfehlungen zu informieren. Nur wenn alle Zahnärzte die Änderungen kennen, kann diese Information flächendeckend an die Eltern weitergetragen werden“, betont Bekes. Die zu großen Portionen an Kinderzahnpasta mit Fluorid müssten laut Experten eigentlich zu erhöhten Fluorose-Fällen führen. Dies läge nur daran, dass einige Eltern nur einmal am Tag bei den Kleinkindern die Milchzähne putzten. Bekes weist noch einmal darauf hin, dass die zahnärztlichen Empfehlungen zur Verwendung einer fluoridhaltigen Kinderzahnpasta ab Durchbruch des ersten Milchzahns mit den Angaben zur Anwendungsmenge und -frequenz darauf abgestellt seien, eben dieses Fluoroserisiko zu minimieren. „Theoretisch bleibt mit der Erhöhung der Fluoridkonzentration bei gleichzeitiger Reduktion des in die Mundhöhle des Kleinkindes eingebrachten Zahnpastenvolumens die Menge des applizierten Fluorids gleich“, sagt Bekes. Die DGKiZ-Präsidentin erwartet, dass es langfristig durch die neuen Empfehlungen deutliche Verbesserungen für die Kariesprävention geben wird.

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